Erkältungen – ohne Behandlung dauern sie eine Woche, mit Behandlung sieben Tage. Diese Bauernregel könnte bald schon der Geschichte angehören, denn Forscher des Imperial College London haben einen Wirkstoff entwickelt, der Rhinoviren daran hindert, sich im Menschen zu vermehren.
Das Molekül IMP-1088 hemmt effektiv ein menschliches Protein namens N-Myristoyltransferase (NMT), das von den klassischen Erkältungsviren zur Bildung ihres Kapsids benötigt wird. Experimente bestätigten, dass die Blockade von NMT die weitere Replikation der Rhinoviren in menschlichen Zellen vollständig verhindert. Die Forscher fanden dabei keine Hinweise darauf, dass IMP-1088 möglicherweise zytotoxisch sein könnte. Bisher waren ähnliche Ansätze an solchen Nebenwirkungen gescheitert. Gegen all die grassierenden Erregerstämme eine Impfung zu entwickeln, ist so gut wie unmöglich. Der neue Wirkstoff modifiziert jedoch das menschliche Protein und nicht die Viren selbst. Weil dieses Protein von allen Rhinoviren benötigt wird, wirkt das Mittel bei verschiedenen Erregerstämmen. Ein wirksames Medikament gegen Erkältungen würde besonders für Patienten mit COPD oder zystischer Fibrose eine massive Bereicherung darstellen, da eine Infektion für sie stets die Gefahr einer Exazerbation ihrer Krankheit bedeutet. IMP-1088 könnte in diesem Zusammenhang extrem nützlich sein, wenn es in der frühen Phase der Infektion verabreicht wird. Nun bleibt jedoch abzuwarten, ob sich die vielversprechenden Ergebnisse aus den Zellversuchen auch in Studien mit Tieren und Menschen bestätigen lassen.
Quelle: Aurélie Mousnier et al. / Nature Chemistry