Wir leben in einer Welt konstanter Ablenkungen und Unterbrechungen. Eine Studie untersuchte die Auswirkungen von Unterbrechungen auf die Hirnleistung und Hirnchemie
Ein Leben ohne Handy erscheint vielen von uns gar nicht mehr vorstellbar. Das ständige Warten auf Nachrichten bzw. die ständige Präsenz des Smartphones stellt jedoch auch unser Gehirn vor völlig neue Herausforderungen. Hier speziell hinsichtlich von Unterbrechungen bzw. Ablenkung und dann die Rückkehr zum eigentlichen Arbeitsprozess. Unabhängig von der Frage, wann und ob wir vom Handy nun schon "abhängig" sind, weisen die ständigen Push-Nachrichten und sonstigen Benachrichtigungen einen Daueralarm dar, den man sogar in Hinblick auf die Hirnchemie messen kann.
Mit jeder neuen Nachricht auf dem Display müssen wir unsere Aufmerksamkeit von der eigentlichen Arbeitsaufgabe weg zum Phone richten. Und dann wieder zurück zum eigentlichen Prozess. Dieser Mehraufwand vom Hin- und Her wird in der Fachliteratur als "switch cost" = Wechselkosten bezeichnet. Es ist schon klar, dass das Warten auf die nächste ach so wichtigen Nachrichten von Whats App und Co eine sinnvolle Konzentration auf den Arbeitsprozess verunmöglichen dürften. Aber gerade für viele Jugendliche ist es offenbar heute unvorstellbar auch nur wenige Minuten nicht online erreichbar zu sein. Fehlender Mobilfunk-Empfang oder gar ein leerer Akku sind Katastrophen, die für uns ältere Mitmenschen früher schlicht und ergreifend unvorstellbar waren. Nach Untersuchungen des Psychologen Scott Bea von der Cleveland Klinik bedeutetn die ständigen Unterbrechungen einen Verlust der Effektivität von 40 Prozent. Dazu untersuchten Sie 19 Jugendliche (im Mittel 15,5 Jahre alt) mit einer Smartphoneabhängigkeit, die über 9 Wochen mit einer Verhaltenstherapie behandelt wurden. Die Klienten mit einer "Abhängigkeit" wiesen naturgemäss auch mehr Schlafstörungen, Depressionen, Angst und Störungen der Impulskontrolle auf (ob nun speziell auch in Hinblick auf ADHS eine Diagnostik erfolgte, geht nicht hervor). Das ständige Warten auf die nächste Nachricht führte zu einem Anstieg des Stress-Hormons Kortisol. Selbst eine "Trennungsangst" vom Handy gibt es wohl...