Es war so Sonntagmorgen und die Arzt-to-do-Liste schrumpfte nicht unbedingt. Ich hüpfte gerade über Station 23, versenkte ein paar Kanülen und versicherte am Telefon, dass ich natürlich in fünf Minuten in der Notaufnahme erscheinen würde, um den Patienten mit unklaren Herzrhythmusstörungen feierlich zu begrüßen.
„Stoooop!“, rief hier Schwester Gerda, „du darfst nicht gehen!“
Leider bot sie mir an dieser Stelle kein großes Stück Kuchen an, sondern erklärte, ich müsse noch bei Frau Birkenhuf vorbei. Die hätte die ganze Nacht über geschimpft und keiner wüsste mehr weiter.
Ich hatte ganze Nacht geschlafen. Bis auf die Zeit, in der ich größere Teile der Serie „Gotham“ geschaut hatte. Ob das jetzt so eine kluge Entscheidung gewesen war, weiß ich auch nicht, aber ich ging hin zu Frau Birkenhuf und fragte, was denn los wäre.
Ja, nichts passiere hier in diesem Krankenhaus, sagte sie. Da wäre sie extra gekommen wegen der Beschwerden und keiner würde ihr helfen!
Ich setzte zur üblichen Knappes-Personal-am-Wochenende-Erklärung an und wollte wissen, ob denn akut Beschwerden da wäre.
„Natürlich“, sagte Frau Birkenhuf. Sie habe immer noch diese Schmerzen beim Atmen.
„Möchten Sie denn gern ein Schmerzmittel? In der Akte steht, dass Sie vermutlich eine Rippenfellentzündung haben.“
„Nein, nein, bloß kein Schmerzmittel!“, sagte Frau Birkenhuf. Sie nehme schon viel zu viele Medikamente. Da wolle sie nicht auch noch ein Schmerzmittel.
„Ah. Hhm.“
Daheim habe sie immer Inhaliert. Das habe auch gut geholfen, erklärte sie sodann.
„Ah ja“, sagte ich, „wenn Sie möchten, können Sie auch bei uns inhalieren. Ich werde es gleich der Schwester sagen, damit sie …“
„Nein, nein“, sagte Frau Birkenhuf, das wolle sie nicht, sie inhaliere nur mit dem Eukalyptus-Extrablattfuß-Extrakt von Milboni. Alles andere helfe nicht.
„Möchten Sie es nicht einfach mal mit unserer Inhalationsmaske ausprobieren?“
„NEIN!“
An dieser Stelle starrte ich Frau Birkenhuf ratlos an. Diese realisierte nun zum Glück, dass ihr auf diese Weiße irgendwie auch nicht zu helfen war. Sie seufzte tief und entließ mich mit einem: „Ach, gehen Sie einfach wieder.“
Jop. Und auch ihnen einen netten Sonntag. Zum Blog.