Und da war ich der Dienstarzt, was einem ab und zu eben so passiert als Arzt. Gerade bereitete ich Blutkonserven für einen Patienten vor, als eine missmutige Krankenschwester anrief: „Ja, ein Patient hat ein Kilo abgenommen.“ Hier sagte ich länger nichts und die Krankenschwester auch nicht.
„Öh“, sagte ich dann nach einer Weile, „und jetzt, äh, das sollte der Patient nicht? Also warum ist er denn hier?“
Die Schwester machte ein genervtes Geräusch und schien nun von einer Akte abzulesen: „Wegen eines Harnwegsinfektes und Exikkose.“
„Öh, okay. Ich bin da noch etwas verwirrt. Warum wiegt ihr denn den Patienten?“
„Das weiß ich doch nicht!“, rief die Schwester empört.
Eigentlich wollte ich endlich die Blutkonserven anhängen, aber das alles schien sich zu einem größeren Problem zu entwickeln.
„Ja“, sagte ich also, „normalerweise lassen wir die Patienten nur wiegen, wenn sie zum Beispiel durch eine Herzinsuffizienz Wasser eingelagert haben und eine entwässernde Therapie erhalten. Dann wäre ein Kilo Wasserverlust an einem Tag etwas viel. Aber Sie sagen, der Patient sei ausgetrocknet gekommen?!“
„Man hat mir gesagt, die internistischen Ärzte wollen angerufen werden, wenn die Patienten so schnell Gewicht verlieren!“, schrie die Schwester aufgeregt ins Telefon.
Ich erklärte resigniert, ich würde nachher vorbeikommen und mich des Problems annehmen.
Auf Station stellte ich fest, dass der Patient an irgendeiner Stelle zu viel Infusion bekommen hatte und aufgrund oben genanntem Herzinsuffizienz-Problem nun entwässernd behandelt wurde. Ich passte also die Dosis der Medikamente an und lobte die Schwester für den Anruf, woraufhin diese erneut rief: „Woher sollte ich denn wissen, was der Patient hat?!“
Ich versuchte dann irgendwie freundlich anzubringen, dass es doch auch die schwesterliche Schichtübergabe gäbe und dann floh ich unter dem Todesblick der wütenden Pflegekraft aus dem Zimmer. Wie es aussah ging sie davon aus, dass der Superdienstarzt die Probleme aller im Klinikum anwesenden Patienten einfach auswendig im Kopf habe.
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