Ein kontroverses Thema, über das ich immer wieder und gerne spreche. Nachdem wir Transplantchirurgen einmal von einer mir nahestehenden Person als „Leichenfledderer“ bezeichnet wurde und jetzt mit dem Frühling die Donorcycle-Zeit wieder beginnt, möchte ich mich mit diesem Beitrag für Organspende aussprechen.
Donorcycle kommt von Motorcycle. Motorradfahrer sind die perfekten Organspender. Jung und gesund. Frische Leber, Nieren, Herz und Lunge – unverbraucht und voll funktionstüchtig.
Mir wurde letztens die Frage gestellt, wie man sich fühlt, wenn man einen jungen Menschen, der unerwartet seine Familie verlässt, ausräumt. Transplantationschirurgie ist wie normale Chirurgie. Oder vielleicht noch bedachter, zumindest was die Organentnahmen angeht. Es findet alles im Operationssaal statt, wie immer. Es wird desinfiziert, abgedeckt, das Team-Time-out durchgeführt und man konzentriert sich auf das Operationsgebiet. Es ist eine Operation wie (fast) jede andere.
Souls go to heaven, organs don’t
Der Mensch stirbt so oder so. Hier mit dem Unterschied, dass zeitgleich mehrere andere Personen einen Anruf bekommen und erfahren, dass sie weiterleben können. Dass es ein wahrscheinlich passendes Organ gibt. Das ist ein schönes und großes Geschenk nicht nur für den Menschen mit dem Organversagen, sondern auch für dessen Familie. Dein Herz kann verbrannt werden, in der Erde verrotten oder einer anderen Person das Leben retten.
An die Religiösen und Esoterischen unter uns: Souls go to heaven, organs don’t. Oder: Don’t take your organs to heaven, god knows we need them here. Amen.