Bis zu diesem Tage hatte ich eigentlich nicht an Herrn Binzis Gehirnaktivitäten gezweifelt. Zugegeben, initial war Herr Binzi etwas verwirrt gewesen, aber das hatten wir auf einen interessanten, aber insgesamt blöd zusammengestellten Medikamentenplan geschoben.
Nach einigen Planänderungen ging es Herrn Binzi schon wieder viel besser, die Blutwerte auf dem Papier bewegten sich auch wieder in Richtung Normbereich und meine klassischen Orientierungsfragen „Wer sind Sie und was machen Sie hier so?“ konnte Herr Binzi super beantworten.
Gerade wollte ich meinen Visitenbesuch beenden, da fügte Herr Binzi noch hinzu: „Joa und heute Mittag werde ich dann noch Ziegenkäse einkaufen.“
Auf meine verwirrte Pause reagierte Herr Binzi so: „Ja, da fahre ich immer zur Binzwanger Ziegenfarm in Outer Beteigeuze. Die machen so Ziegenkäse. Und Joghurt.“
„Warum verschieben Sie den Einkauf nicht auf nach Ihrem Aufenthalt hier?“, schlug ich nach einer längeren Pause diplomatisch vor.
„Nein, nein, Frau Zorgcooperations, das geht nicht. Später haben die vielleicht keinen Käse mehr.“
„Aber Herr Binzi, Sie sind gerade nicht ohne Grund noch im Krankenhaus. Da können Sie nicht einfach zwischendurch einkaufen gehen.“
Herr Binzi verwickelte mich hier in eine längere Diskussion über die Vorteile von Ziegenkäse und auch Joghurt sowie dass ein Kauf am heutigen Tage essenziell wäre. Die weitere Lagerung der Lebensmittel im Krankenhaus schien ihm keine Sorgen zu bereiten, selbstverständlich würde er alles aufessen. Bevorzugt mit einem leckeren Vollkornbrot.
Zum Glück hatte Herr Binzi den geplanten Ziegenkäseeinkauf am Nachmittag vergessen. Möglicherweise hielt er aber auch die Schwester und mich für große Käsebanausen und wollte mit uns nicht mehr darüber sprechen. Nach einem kurzen Check-up bei den Neurologen durfte Herr Binzi wenige Tage später zügig nach Hause. Ich hoffe, die Ziegenfarm hatte noch Käse und auch Joghurt übrig.
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