Es gibt kaum etwas, was das Leben eines Menschen mit einer solchen Wucht verändern kann, wie die Liebe, oder genauer gesagt, das Ende einer großen Liebe. Nicht selten löst die Trennung, die in den meisten Fällen mit Liebeskummer begleitet wird, eine traumatische Krise aus, die zu blankem Hass oder schweren Depressionen führt.
Bei dem Begriff Trauma denken die meisten Menschen an Verletzungen durch Gewalteinwirkungen, an Terror oder an Naturkatastrophen. Aber auch Liebeskummer und der Schmerz bei einer Trennung können bei den Betroffenen ein schweres Trauma auslösen. Eine Trennung ist aus der Sicht der Betroffenen eine extreme Situation, von der etwas psychisch Gefährliches ausgeht, dem die Betroffenen hilflos ausgeliefert sind. Sie sind nicht in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bekommen, sie zu steuern oder sie zu verhindern. Das sorgt für gesundheitliche Probleme, sowohl körperlicher als auch seelischer Art.
Wer Liebeskummer hat, handelt nicht mehr rational oder vernünftig. Die Betroffenen kommen nicht mehr zur Ruhe, sie leiden unter Schlafstörungen und haben nicht selten Probleme mit dem Kreislauf. Zum körperlichen Leid kommen dann auch noch die seelischen Qualen, denen sich die Betroffenen hilflos ausgeliefert fühlen. Viele entwickeln in dieser Situation Symptome, die für eine Depression typisch sind: Eine große Traurigkeit, eine ständige Lustlosigkeit gegenüber den schönen Dingen des Lebens und schließlich den Rückzug aus dem sozialen Leben. Orte und Menschen, die an den Partner erinnern, werden gemieden, damit es nicht zu belastenden Erinnerungen kommt. Im schlimmsten Fall kann Liebeskummer auch zum Suizid führen.
Wie die Trauer, so durchläuft auch der Liebeskummer unterschiedliche Phasen. Die erste Phase ist die Trennung selbst und das Leugnen des Geschehens. Sie wollen es nicht wahrhaben, dass sie der Partner verlassen hat und versuchen mit allen Mitteln, um die Beziehung zu kämpfen. Dann folgt die zweite Phase, in der das Hadern, die Zweifel und der Protest im Vordergrund stehen. Die Betroffenen fühlen sich unverstanden und falsch behandelt, es entwickelt sich Groll und nicht selten auch Rachefantasien. Die dritte Phase dient der Selbstreflexion. Die Betroffenen stellen die Beziehung und den eigenen Part darin infrage. Sie sind kritisch, auch sich selbst gegenüber und damit leiten sie die vierte und letzte Phase ein. In dieser Phase haben dann die Neuorientierung und ein neuer Anfang die Hauptrolle.
Normalerweise erreichen die meisten Menschen, die unter Liebeskummer leiden, nach ein bis zwei Jahren die vierte Phase des Neubeginns. Wie stark der Schmerz der Trennung ist, das ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Wie lange hat die Beziehung gedauert? Was war der Grund für die Trennung und wie ist die Beziehung zerbrochen? Das sind nur drei wichtige Fragen, wenn es um die Intensität des Trennungsschmerzes geht. Liebeskummer ist zudem etwas sehr Individuelles. Es gibt Menschen, denen es selbst nach Jahren nicht gelungen ist, sich von der Trennung zu erholen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Fälle, bei denen sich die Betroffenen schon nach kurzer Zeit wieder getröstet haben. Hier kommt es aber auch immer auf das Selbstbewusstsein der Betroffenen an. Wer viel Persönlichkeit hat, wird den Schmerz schneller überwinden als derjenige, der mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet ist. Besonders leidvoll ist eine Trennung jedoch immer dann, wenn ein Partner sein Leben komplett auf die Beziehung ausgerichtet hat. Geht die Beziehung zu Ende, dann heißt das: Es muss einen vollständigen Neubeginn geben.
Wer einem Freund oder einer Freundin dabei hilft, den Trennungsschmerz schneller zu überwinden, der sollte nicht den Fehler machen und den Liebeskummer als eine Bagatelle zu sehen. Liebeskummer ist im wahrsten Sinne des Wortes Kummer und sollte auch als solcher behandelt werden.