Ich befinde mich in der Schwangerschaft. Bei der Geburtsvorbereitung schickt man mich zur Hebammensprechstunde. Die Hebamme schimpft auf den Gynäkologen: „Hören Sie nicht auf ihn“. Später beim Gynäkologen sagt dieser, ich solle die Notizen der Hebamme in den Müll werfen.
In meinem Mutterpass steht „Hebammensprechstunde“. Haben die im Krankenhaus bei der Geburtsvorbereitung gesagt. Soll ich bitte hin. Schon mal das Zettelgedöns ausfüllen. Allergien, medizinische Besonderheiten, Wünsche und Hoffnungen äußern. Ob ich es denn gerne ohne PDA probieren möchte.Ob lieber mit oder ohne Kügelchen, Hokuspokus und Akupunktur oder eben doch eine Tendenz zum Kaiserschnitt. Saugglocke, Dammschnitt und Co. wird erläutert. Ob ich im Wasser oder in der Hocke gebären möchte.
„Äh, wie bitte?“ – ich wünsche mir ein Kreissaalbett in gelb und eine Fußmassage.
Wie meine Vorbereitungen aussehen, werde ich gefragt. Räusper. „Bitte?“
Ich höre, dass ich falsch sitze, so kurz vor der Geburt. Ich liege falsch und esse falsch und mache zu viel Sport. Den falschen Tee, die fehlenden Kügelchen, die falsche Massage. Ob mir mein Frauenarzt das denn nicht gesagt habe?
Räusper. Nein, hat sie nicht. Nur den anderen Tee empfohlen und die andere Massage, die andere Gebärposition und mehr Sport. Gebären scheint ein weites Feld zu sein.
Die Hebamme schüttelt frustiert den Kopf. Sie erfährt, dass ich Ärztin bin. Eine Schimpftirade auf die niedergelassenen Gynäkologen, die zunehmende Geburtenrate und die fehlenden Hebammen beginnt. „Hören Sie in diesem Fall nicht auf die Ärzte. Hören Sie auf uns und wir bekommen das schon hin“, sagt sie. Es folgt eine Aneinanderreihung, die Top 20 der notwendigen Dinge, die ich zur Vorbereitung auf die Geburt machen soll. Mir wird schwindelig. Eine weitere Liste mit den Top 20 für die Nachbereitung, wird mir zum Abschluss in die Hand gedrückt. Riecht nach Stress.
Als mein Frauenarzt den Mutterpass sieht, geht das Kopfschütteln weiter. „Warum waren Sie denn da?“
Na, eben, Zettelgedöns, Vorbereitung, Hokuspokus und so.
„Hebamme kommt vom Germanischen, die Hebende.“
„Ja?“
„Ich war 25 Jahre im Krankenhaus und habe Kinder geboren. Hebammen heben das Kind zum Schluss der Mama auf den Bauch oder zeigen es dem Vater. Die Top 20 Before und Top 20 After können Sie in den Müll werfen. Hören Sie nicht auf die Hebammen.“
Scheint ja ein tolles Verhältnis zu sein, so zwischen Gynäkologen und Hebammen. Ich bin irritiert. Ich dachte, diese Spannungen gehörten der Vergangenheit an.
Eines weiß ich nun aber sicher. Vorrangig höre ich einfach mal auf meinen Körper.