Vom 12. bis 14. Oktober treffen sich Standesvertreter in München zum Deutschen Apothekertag. Ein Blick in das vergleichsweise dünne Antragsheft überrascht: Kritische Themen sucht man vergebens. Macht sich bei Kammern und Verbänden Resignation breit?
Auf das Grußwort von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) beim Apothekertag sind Kollegen schon besonders gespannt. Er kommt, um kleine Wahlgeschenke zu verteilen, sprich bessere Vergütungen bei Betäubungsmitteln oder Rezepturen. Deshalb sucht man Anträge zur besseren Honorierung mit Ausnahme eines sehr vage gehaltenen Dokuments vergebens. Auch die Anpassung der Apothekervergütung ist kein Thema. Ansonsten finden sich Eingaben zu allen Bereichen der apothekerlichen Arbeit.
In diese Rubrik fallen acht Anträge. Sie befassen sich unter anderem mit der aktuellen Statistenrolle von Apothekern beim Medikationsplan, aber auch mit Packungshöchstgrößen für OTC-Analgetika oder mit der Aufklärung von Verbrauchern.
Dauerbrenner wie die Reform des Pharmaziestudiums dürfen auch nicht fehlen. Kollegen fordern, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Hochschulprofessorenkonferenz, der Kultusministerkonferenz sowie der Bundesapothekerkammer zu gründen. Gemeinsam sollen sie Inhalte der akademischen Ausbildung sichten und gegebenenfalls anpassen. Um Kooperationen zwischen Apothekern und Ärzten von Beginn an zu verbessern, heißt es in einem weiteren Antrag, sollten Kollegen der Bundesärzte- und Bundesapothekerkammer, Hochschullehrer und Studierende sich gemeinsam an einen Tisch setzen und Lösungen erarbeiten.
Hier geht es um alltägliche Ärgernisse wie die Packungsgrößenverordnung oder die Zuzahlung, falls es Präparate ohne zusätzlichen Obolus gibt. Ausschreibungen in der ambulanten Versorgung mit Arzneimitteln sind Apothekern sowieso ein Dorn im Auge – speziell bei Zytostatika. Umso klarer, dass sie fordern, die geltende Praxis zu überdenken. Im Ausbau des Direktbezugs von Arzneimittel sehen sie etablierte Strukturen gefährdet; die könne nur die Ausnahme sein. Noch schlechter ist die Lage bei Hilfsmitteln. Viele Apotheker verabschieden sich aus dem Bereich. Sie sehen nur noch niedrige Preise als ausschlaggebendes Kriterium und wünschen sich von ihren Standesvertretern, hier gegenzusteuern.
Standesvertreter setzen sich dafür ein, das hohe Ideal ihrer Freiberuflichkeit europaweit zu sichern. Gleichzeitig warnen sie vor Folgen der geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP auf das deutsche Gesundheitswesen.
Einmal mehr steht die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA im Fokus. Kollegen stellen klar, es sollten mehr Inhalte gespielt werden, die sich auf apothekerliche Leistungen fokussieren. Rein wirtschaftliche Themen sehen sie eher beim Deutschen Apothekerverband und den Landesapothekerverbänden.
Bleibt als Fazit: Das Antragsheft fällt mit nur 33 Eingaben recht mager aus. Ein Jahr zuvor waren es mehr als doppelt so viele. Kammern, die im Vorfeld besonders lautstark Kritik an der ABDA geäußert hatten, allen voran Brandenburg und Nordrhein, üben sich in vornehmer Zurückhaltung. Bleibt abzuwarten, wie viele Anträge einmal mehr in Ausschüssen versanden.