In der Natur gibt es viele Heilmittel, die eine medikamentöse Behandlung bei bestimmten Krankheiten ergänzen oder sogar ersetzen können. Dazu zählt laut einer aktuellen Studie auch die Bittergurke, auf die Diabetes-Patienten große Hoffnungen setzen dürfen. Das gilt vor allem für jene, die in Entwicklungsländern leben und keinen Zugang zu modernen Diabetes-Medikamenten haben. In der Studie von Forschern der JLU konnte nachgewiesen werden, dass die Bittergurke offenbar Wirkstoffe enthält, die den Blutzucker senken. Die Studie zeigte, dass ein Extrakt der Bittergurke den Nüchtern-Blutzucker von sogenannten Prädiabetikern – also von Patienten mit Diabetes Typ 2 im Frühstadium – senken kann.
Früher war Diabetes Typ 2 eine Krankheit, die vor allem Menschen in den Industrieländern betraf. Sie galt als klassische Wohlstandskrankheit. Mittlerweile steigt aber auch in nichtindustrialisierten Ländern die Anzahl der Personen, die an Diabetes mellitus Typ 2 erkranken. Schuld daran sind in erster Linie die veränderten Essgewohnheiten, weil diese den Blutzuckerspiegel stark beeinflussen können. Normalerweise wird ein zu hoher Blutzuckerspiegel vom Körper reguliert. Betroffene, die an Diabetes mellitus Typ 2 erkrankt sind, haben jedoch einen Mangel an Insulin, sodass der Blutzuckerspiegel nicht automatisch reguliert werden kann. Auch in nichtindustrialisierten Ländern wird die Nachfrage nach Diabetes-Medikamenten daher zunehmend größer.
Einer Forschergruppe aus Tansania und Deutschland gelang es jetzt nachzuweisen, dass ein in der Bittergurke (Momordica charantia) enthaltener Extrakt über antidiabetische Eigenschaften verfügt. Die Wirkung der Bittergurke ist dabei so stark, dass die Einnahme von Medikamenten hinausgezögert oder sogar überflüssig werden könnte. Die Studie lief unter folgenden Rahmenbedingungen ab:
Dabei wurden aus ethischen Gründen nur Probanden für die Studie eingesetzt, die sich noch im Frühstadium der Diabetes-Erkrankung befanden und daher noch nicht auf eine medikamentöse Therapie angewiesen waren. Das betonte Professor Michael Krawinkel vom Institut für Ernährungswissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen, der die Leitung der Studie übernahm. Denn: Gerade für Menschen, die keinen garantierten Zugang zu der notwendigen medikamentösen Behandlung haben, ist der diätetische Ansatz von umso höherer Bedeutung. Das ist auch der Grund dafür, dass die Studie am Kilimanjaro Christian Medical Center in der Stadt Moshi in Tansania durchgeführt wurde. Dabei baute die Studie auf gemeinsamen Untersuchungen in Taiwan, Tansania und Gießen auf, in denen in den letzten zehn Jahren bereits der blutzuckersenkende Effekt der Bittergurke erforscht wurde. Schon länger ist bekannt, dass die Bittergurke, die auch als Bittermelone bezeichnet wird, den Blutzucker beeinflussen kann. Allerdings gab es bis jetzt noch keine Studie, die diese Wirkung eindeutig wissenschaftlich nachweisen konnte.
Da die Bittergurke eine Gemüsesorte ist, die in den Tropen weit verbreitet ist, wird sie schon sehr lange als Heilpflanze eingesetzt – auch gegen Diabetes. Dabei stammt die Bittergurke aus der Familie der Kürbisgewächse. Die Studie ergab jedoch, dass nicht alle Teilnehmer auf den Extrakt reagierten. Falls er jedoch eine Wirkung hatte, so fiel diese umso stärker aus, je höher der Blutzucker am Anfang war. Daraus folgern die Wissenschaftler, dass der blutzuckersenkende Effekt bei Diabetikern noch größer sein könnte als er bei den Prädiabetikern im Rahmen der Studie festgestellt wurde. Dies teilt Professor Michael Krawinkel auch in einer aktuellen Pressemitteilung mit.
Das Untersuchungsmaterial aus Gurke und Bittergurke zum Vergleich wurde in Taiwan im World Vegetable Center produziert. Dort wurden in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Internationale Ernährung vom Institut für Ernährungswissenschaft auch einige Vorstudien durchgeführt. Sie zeigten bereits, dass die Bittergurke nicht nur einen einzelnen blutzuckersenkenden Wirkstoff enthält, sondern dass mehrere Komponenten vorhanden sind, die den Blutzucker bei Diabetes-Patienten senken können.
In den vergangenen Jahrzehnten kam es auf der ganzen Welt zu einer starken Ausbreitung von nicht-infektiösen, chronischen Krankheiten, wozu auch der Diabetes Typ 2 gehört. Das liegt insbesondere an den Ernährungsgewohnheiten, die sich sehr verändert haben. Diese Tatsache stellt nicht nur Betroffene und ihre Familien in weniger reichen Staaten vor eine große Herausforderung, sondern auch das Gesundheitswesen. Dementsprechend wird es immer bedeutender, dass bei Erkrankungen wie Diabetes eine Prävention und Behandlung durch eine entsprechende Ernährung möglich ist. Aus diesem Grund wird es auch in Zukunft weitere Studien geben, die den Einfluss von Lebensmitteln auf den Blutzuckerwert untersuchen. Die Studie zur Bittergurke wurde im Fachmagazin „Journal of Ethnopharmacology“ veröffentlicht.
Chronische Krankheiten wie Diabetes Typ 2 verbreiten sich auch in nichtindustrialisierten Ländern zunehmend, wo ein Zugang zu den entsprechenden Medikamenten nicht sicher ist. Deshalb widmen sich viele Forscher der Frage, welche Lebensmittel den Blutzuckerspiegel senken können. In einer aktuellen Studie wurde der blutzuckersenkende Effekt der Bittergurke nachgewiesen, der schon länger vermutet wurde.