Der Tag heute war geprägt von Nervigkeiten. Ich hatte gleich zwei Kunden, die sich offenbar abgesprochen hatten, um mich in den Wahnsinn zu treiben. Es drehte sich um Kreuze, die der Arzt angeblich nicht machen darf, aber auch um Komplimente, die man nicht hören will.
Frau Maurer kam schon recht früh mit Medikamenten für ihren Mann bei uns vorbei. Sie legte mir 5 Rezepte auf den Tisch mit allem, was das Herz begehrt: Verbandmaterial, Nadeln, Hilfsmittel und diverse Medikamenten.
Bei den Arzneimitteln sagte sie gleich, dass ihr Mann Position 3 von 7 genau von der verordneten Firma benötigt, denn diese ist als einzige teilbar. Natürlich war kein aut idem Kreuz gesetzt, aber das kennen wir ja schon. Ich vermerkte die „pharmazeutischen Bedenken“ auf dem Rezept, arbeitete mich durch den Hilfsmittel- Dschungel und Frau Maurer zog von dannen.
„Die Krankenkasse hat die Kreuze verboten“
Ich war gerade bei der Inventurliste, da kam Herr Maurer mit zornesrotem Kopf herein, warf die Medikamente auf den HV und brüllte „WER HAT MEINE FRAU BEDIENT???“ Mir schwante nichts gutes. Hatte ich etwa einen Fehler gemacht? Etwas verwechselt? Falsch abgegeben? „Das war ich,“ stellte ich mich dem Wüterich. „ICH LASS MICH HIER NICHT VERARSCHEN, UND VON IHNEN SCHON GAR NICHT,“ wütete er. Ich war jedenfalls froh, dass die Apotheke gerade leer war. Der langen Vorrede kurzer Sinn: Herr Maurer wollte nicht nur das eine Arzneimittel von genau der aufgeschriebenen Firma haben, sondern alle. Meine Frage, warum der Arzt denn in dem Fall keine Kreuze gesetzt hat, wurde beantwortet mit: „Der hat gesagt, er darf das nicht mehr machen. Die Krankenkasse hat die Kreuze verboten.“
Aaah ja. Und wir haben dann natürlich wieder den schwarzen Peter, na danke. Man kann es sich auch einfach machen, werte Ärzteschaft … Ich erklärte dem wutschnaubenden Herrn, dass ich in seinem Fall (Compliance, Polymedikation etc.) natürlich bereit bin, pharmazeutische Bedenken geltend zu machen, dass es dem Arzt aber selbstverständlich erlaubt ist, noch Kreuze zu setzen.
„Naja … ich sag lieber nichts mehr“
Außerdem erklärte ich, dass ich das ja auch bereits mit einem Medikament getan hatte, bei dem ich wusste, dass es nicht ausgetauscht werden soll. Hellsehen kann ich ja nun noch nicht. Herr Maurer war zum Glück einsichtig und schnell wieder beruhigt, aber so ein derartiger Anschnauzer ist bei mir nicht so schnell verdaut. Während ich mich davon erstmal erholte, kam der nächste Alptraum völlig anderer Natur. Ein Kunde, der mich einmal durch die Aussage „Sie sind eine sehr attraktive Frau“ dazu gebracht hatte, rot anzulaufen, macht sich jetzt daraus einen Spaß, und sagt jedes Mal so einen Unsinn, um mich leiden zu sehen.
Es ist einfach nur peinlich und unangenehm, wenn man vorne steht, und ein deutlich älterer und eigentlich seriös erscheinender Mann sagt, dass man aussähe wie Ende 20, er „ein Auge auf mich hätte“ und „Sie wissen ja, ich finde Sie sehr … naja … ich sag lieber nichts mehr“. Ja, bitte. Sagen Sie nichts mehr, das würde so manches Mal meinen Tag retten. Bergen amüsierte sich natürlich königlich, während Lea nach seinem Abgang nur „Was war DAS denn?“ fragte. Auf meine Bitte hin, dass sie den guten Mann zukünftig bediene, sagte sie erschrocken „Dann hab ICH ihn ja vielleicht an der Backe!“ Könnte stimmen, denn sie ist ja wirklich in dem Alter, das er offenbar attraktiv findet. Umgang mit schwierigen Kunden. Da war mir der Brüller lieber.