Im Gegensatz zu Krebszellen ziehen virusinfizierte Zellen die volle Aufmerksamkeit unseres Immunsystems auf sich. Diese Tatsache nutzen Forscher im Kampf gegen Krebs. In einem Experiment an der University of Leeds wurden neun Krebspatienten, die entweder unter einem Gliom oder an Gehirnmetastasen leiden und bereits für eine chirurgische Tumorentfernung eingeplant waren, bestimmte Reoviren intravenös injiziert. Diese Viren verursachen beim Menschen lediglich milde Grippesymptome und sind in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Besonders nützlich ist ihre onkolytische Eigenschaft, durch die sie gezielt bestimmte Tumorzellen befallen. Die Untersuchung der entfernten Hirntumore zeigte, dass die Reoviren binnen weniger Tage den Tumorrand infizierten und eine antitumorale Immunantwort anregten. Zudem wies das Krebsgewebe der Behandelten einen höheren Interferongehalt als das der Kontrollgruppe auf, was auf eine deutliche Immunantwort hindeutet. Diese Ergebnisse eröffnen eine neue Therapiemöglichkeit für Hirntumore, die mit einer sehr schlechten Prognose einhergehen. Weitere Versuchsreihen sollen herausfinden, wie gut dieses Therapieverfahren Patienten weiterhelfen kann. Quelle: Adel Samson et al. / Science Translational Medicine