Die Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen steigt weltweit. Der Frage, welche Diät am besten geeignet ist, um die Blutzuckerwerte bei Personen mit Typ-2-Diabetes zu verbessern, ging jetzt ein von Heiner Boeing und Lukas Schwingshackl geleitetes europäisches Wissenschaftlerteam vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) auf den Grund.
Die Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen steigt weltweit. Der Frage, welche Diät am besten geeignet ist, um die Blutzuckerwerte bei Personen mit Typ-2-Diabetes zu verbessern, ging jetzt ein von Heiner Boeing und Lukas Schwingshackl geleitetes europäisches Wissenschaftlerteam vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) auf den Grund. Die Übersichtsarbeit wurde kürzlich im European Journal of Epidemiology veröffentlicht. Die Untersuchung ergab, dass die Mittelmeerdiät im Vergleich zu acht weiteren Diätformen die besten Ergebnisse erzielt. Auch mit einer Low-Carb-Diät konnten Diabetiker gute Langzeit-Blutzuckerwerte erreichen. Allerdings konnte der Effekt nur über eine begrenzte Zeitspanne von maximal 12 Monaten nachgewiesen werden.
Das Team hatte die Daten von knapp 5.000 Studienteilnehmern aus 56 Ernährungsstudien ausgewertet, indem es eine neue Analysemethode einsetzte. Mithilfe der Netzwerk-Metaanalyse war es erstmals möglich, den Einfluss von neun verschiedenen Diätformen auf die Langzeit- und Nüchtern-Blutzuckerwerte der Patienten direkt zu vergleichen. Bisher war es schwierig, mit Ernährungsstudien einzuschätzen, welche Diät bei Diabetes ideal ist, weil die Wissenschaftler oft nur die Effekte einzelner Diäten unmittelbar miteinander verglichen.
Die aktuelle Analyse hatte die Voraussetzung, dass die Studien, die einbezogen wurden, mindestens zwei unterschiedliche Diätformen hinsichtlich ihrer Effekte auf die Studienteilnehmer untersucht hatten. Zudem mussten die Teilnehmer die bestimmte Diät für mindestens zwölf Wochen eingehalten haben. Auch ein Mindestalter von über 18 Jahren war vorgeschrieben.
Die folgenden Kostformen wurden in der Studie miteinander verglichen:
Von einer Low-Carb-Diät wird gesprochen, wenn der Anteil der Kohlenhydrate bei weniger als 25 Prozent der gesamten Energiezufuhr liegt. Es werden viele tierische, aber auch pflanzliche Proteine verzehrt. Meist geht diese Ernährungsform mit einem hohen Anteil an Fett einher. Im Gegensatz dazu soll der Fettanteil bei der Low-Fat-Diät bei weniger als 30 Prozent der gesamten Energiezufuhr liegen. Auf dem Speiseplan stehen viele Zerealien und Getreide. Der Proteinanteil liegt im Idealfall bei 10 bis 15 Prozent. Von einer Mittelmeerkost ist die Rede, wenn die Ernährung von Früchten, Gemüse, Olivenöl, Getreide, Hülsenfrüchten und Fisch dominiert wird. Zudem steht zu den Mahlzeiten etwas Rotwein auf dem Programm. Sofern die Teilnehmer der jeweiligen Ernährungsstudien keine spezielle Diät eingehalten hatten, sondern ihre gewohnte Ernährung beibehielten, wurde das von den Forschern als „Kontrolldiät“ gewertet.
Im Vergleich zur Kontrolldiät war die Mittelmeerdiät am besten geeignet, um den Nüchtern-Blutzuckerwert der Betroffenen zu senken. Danach folgten die Paläodiät und die vegane Kost. Der Nüchtern-Blutzuckerwert gibt dabei an, wie hoch die Blutzuckermenge nach einer Fastenperiode von mindestens acht Stunden ist. Bei gesunden Menschen liegt er bei 4,4 bis 5,6 mmol/l. Ein Wert von 5,6 bis 6,9 mmol/l hingegen deutet daraufhin, dass sich eine Diabetes-Erkrankung anbahnt.
Um den Langzeit-Blutzuckerwert positiv zu beeinflussen, war die Low-Carb-Diät am besten geeignet. Allerdings konnte das Forscherteam schon nach zwölf Monaten keinen deutlichen Unterschied mehr im Vergleich zur Low-Fat-Diät feststellen. Die Ursache dafür liegt nach der Ansicht der Wissenschaftler in dem starken Gewichtsverlust begründet, der bei der Low-Carb-Diät oftmals auf kurz- bis mittelfristige Dauer erzielt wird. Die Mittelmeerkost konnte sich im Vergleich zur Low-Carb-Diät auch noch deutlich länger als zwölf Monate günstiger auf den Langzeit-Blutzuckerwert auswirken.
Die schwächsten Effekte auf den Langzeit- und Nüchtern-Blutzuckerwert zeigte die Low-Fat-Diät. Nichtsdestotrotz war sie immer noch effektiver als die Kontrolldiät. Im Vergleich zur Kontrolldiät konnten alle analysierten Kostformen mit unterschiedlicher Intensität dazu beitragen, die Blutzuckerwerte zu verbessern. So gelang es mit den verschiedenen Kostformen, den Nüchtern-Blutzuckerwert um 1 bis 1,61 mmol/l zu reduzieren. Zudem senkten sie die Langzeit-Blutzuckerwerte um 0,47 bis 0,82 Prozent.
Die beiden Leiter des Forschungsteams sind mit den Ergebnissen der Studie zufrieden. Schwingshackl zieht den Schluss, dass eine pflanzenbasierte Diät wie die Mittelmeerkost eine gute Ernährungsform ist, um den Zuckerstoffwechsel bei Patienten mit Diabetes positiv zu beeinflussen. Die Forscher gehen davon aus, dass Obst, Gemüse, Nüsse, Olivenöl, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte viele sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe enthalten, welche die Insulinempfindlichkeit der Betroffenen verbessern können. Außerdem sollen sie dazu beitragen, die Produktion von Advanced Glycation Endproducts (AGEs) zu reduzieren. Dabei handelt es sich um Zucker-Eiweiß-Verbindungen, die bei zu hohen Blutzuckerwerten und bei oxidativem Stress entstehen können.