Ungefähr 98 Prozent aller Menschen werden mit gesunden Füßen geboren, allerdings haben nur noch rund 40 Prozent mit Vollendung des 18. Lebensjahres immer noch gesunde Füße. Eine Vielzahl der dauerhaften Schädigungen an den Füßen wie Gelenkentzündungen, eine verkürzte Muskulatur, Probleme des Haltungsapparates und Zehenfehlstellungen entstehen also bereits im Kindesalter. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, wobei insbesondere unpassendes Schuhwerk und Fehlbeanspruchungen eine wichtige Rolle spielen. Wie können Eltern die Fußgesundheit ihrer Kinder unterstützen?
Die Füße von Kindern sind nicht einfach nur Erwachsenenfüße im Kleinformat. Sie sind um ein Vielfaches empfindlicher als die Füße eines Erwachsenen. Das Fußskelett ist noch sehr weich, sodass es sich leicht verformen lässt. Auf Druck reagieren die Kinderfüße verhältnismäßig schmerzfrei, weil das Nervensystem und die Empfindlichkeit noch nicht vollständig entwickelt sind. Wer sich einen kleinen Kinderfuß anschaut, stellt schnell fest, dass er noch völlig frei von Schwielen, Hornhaut und Druckstellen ist. Nach der Geburt hat der Fuß des Babys außerdem noch nicht seine endgültige Form. Das Fußskelett ist zum Großteil noch knorpelig. Erst später weicht der Knorpel dem eigentlichen Knochengewebe. Dieser Vorgang beginnt im Mutterleib und ist erst im Jugendalter abgeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt leiden viele Kinder jedoch bereits an Fußproblemen, die oftmals nicht mehr umkehrbar sind.
Zu den größten Gefahren für Kinderfüße gehört unpassendes Schuhwerk. Sowohl zu enge als auch zu weite Schuhe können die Fußentwicklung nachhaltig stören. Zudem leiden häufig übergewichtige Kinder, die sich zu wenig bewegen, unter einer verkürzten Muskulatur, die zu einer Schädigung des Haltungsapparats oder zu einer negativen Veränderung der Zehenstellung führen kann. Zu guter Letzt beeinflussen die Gene die Fußgesundheit der Kinder, denn die Neigung zu Fehlstellungen ist vererbbar.
Im Jahr 2016 wurde in Bayern ein BKK-Projekt zur Fußgesundheit bei Kindern ins Leben gerufen, das zur Aufklärung und Prävention dienen sollte. In 25 Kindergärten wurden in diesem Zusammenhang Elterninformationsabende und Aktionstage durchgeführt. Zudem wurden etwa 2000 Kinder orthopädisch untersucht. Die Ergebnisse der Studie schockierten viele Eltern:
Auch bundesweite Studien zeigen, dass beinahe jedes dritte Kind zu enge Schuhe trägt. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Kleinkinder merken nicht, dass der Schuh zu eng ist, weil ihre Knochen noch so weich sind und das Schmerzempfinden nicht richtig ausgeprägt ist. Dementsprechend haben sie kaum Beschwerden und teilen diese ihren Eltern nicht mit, welche wiederum annehmen, die Schuhe würden gut passen. Das hat jedoch fatale Folgen: Die Füße passen sich der Form der Schuhe an, wodurch Fehlstellungen entstehen, die später massive Probleme mit sich bringen können. Erst im Alter von 16 Jahren ist die Entwicklung der Füße in der Regel abgeschlossen. Bis dahin dauert es, bis sie die endgültige Festigkeit und Form aufweisen.
Das A und O, um die Fußgesundheit der eigenen Kinder zu unterstützen, besteht also darin, passendes Schuhwerk für die Kleinen auszuwählen. Schuhe schützen den Kinderfuß vor äußeren Einflüssen, wärmen ihn, halten Schmutz ab und vermeiden Verletzungen. Der wichtigste Punkt beim Schuhkauf ist aber, dass der Fuß in seiner Bewegungsfreiheit auf keinen Fall eingeschränkt wird. Die Zehen müssen einen ausreichenden Freiraum haben, damit sie nicht abgeknickt werden. Zudem sollte sich der Schuh an die Bewegungen des Fußes anpassen. Es wird empfohlen für die ersten Schritte des Kindes einen Schuh zu wählen, der den Fuß gut stabilisiert. Wichtig ist, dass das Modell vorne über eine ausreichende Breite verfügt, damit es die Zehen nicht einengt. Keinesfalls sollte der Schuh aber zu groß sein, da der Fuß sonst darin herum rutscht, wodurch schmerzhafte Reibungen entstehen können.
Obwohl unumstritten ist, dass Schuhe für Kinder schon aufgrund ihrer Schutz- und Stützwirkung unerlässlich sind, empfehlen Experten, die Kleinen dennoch regelmäßig barfuß laufen zu lassen. Durch das Barfußlaufen trainieren sie ihre Muskulatur, was wichtig ist, um eine gute Entwicklung zu gewährleisten. Wenn Kinder die Muskeln nicht in ausreichender Weise beanspruchen, verkümmern sie regelrecht. Eltern sollten ihre Kinder am besten jeden Tag für einen festgelegten Zeitraum – Experten empfehlen ungefähr 10 Minuten pro Tag – auf einem weichen Untergrund ohne Schuhe und Socken laufen lassen. In den Sommermonaten eignet sich dafür die warme Wiese perfekt, während in den Wintermonaten ein flauschiger Teppich in Frage kommt.
Die Fuß- und die Beinstellung ändern sich in den verschiedenen Entwicklungsphasen eines Kindes. Aus diesem Grund haben einige Kinder zwischenzeitlich X-Beine oder nach innen geknickte Füße. Das kann durchaus normal sein. Zum Arzt sollten Eltern mit ihrem Kind gehen, wenn es beim Laufen häufig über die eigenen Füße stolpert. Auch dahinter kann sich zwar eine wachstumsbedingte, vorübergehende Phase verbergen, allerdings sollten Fehlentwicklungen durch einen Kinderorthopäden abgeklärt werden. Außerdem sind Wachstumsschmerzen bei Kindern keine Seltenheit, weshalb es oft vorkommt, dass sie schon nach kurzen Spaziergängen über schmerzende Füße klagen. Dennoch sollten Eltern die Beschwerden ihrer Kinder immer ernst nehmen und im Zweifel lieber einmal zu oft durch einen Arzt abklären lassen.
In einem Jahr kann ein Kinderfuß um bis zu drei Schuhgrößen wachsen. Das Wachstum erfolgt dabei in der Regel schubweise. Das bedeutet, dass es ganz normal ist, dass Kinder einige Monate lang dieselbe Schuhgröße haben und der Fuß dann ganz plötzlich um eine oder gar zwei Schuhgrößen wächst. Aus diesem Grund sollten Eltern regelmäßig die Kinderfüße ausmessen. Im Idealfall legen sie dafür einen bestimmten Tag im Monat fest, damit es nicht vergessen wird. Darüber hinaus ist es sinnvoll, jeden Tag beim Anziehen der Schuhe zu überprüfen, ob zwischen der Schuhspitze und dem großen Zehn noch eine Daumenbreite Platz ist. Sofern dies der Fall ist, passt der Schuh dem Kind optimal. Bei manchen Schuhen lässt sich auch die Innensohle herausnehmen. Dann können Eltern mithilfe der Abdrücke der Zehen auf der Sohle herausfinden, ob die Schuhe noch gut passen.