5-Alpha-Reduktase-Hemmer (Finasterid und Dutasterid) werden neben der benignen Prostatahyperplasie teilweise auch zur Therapie der männlichen Alopezie eingesetzt. Nun gibt es Hinweise auf ein erhöhtes Risiko von Suizidversuchen.
Finasterid ist ein selektiver Inhibitor des Enzyms Steroid-5-Alpha-Reduktase. Durch seine strukturelle Ähnlichkeit zum natürlichen Testosteron blockiert es irreversibel die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT). Dies führt bei langfristiger Einnahme zu einer Abnahme des Prostatavolumens. Parallel dazu führt es an den Haarfollikeln, die bei einer angeborenen androgenbedingten Alopezie mit einer Reduzierung der Anagenphase auf DHT reagieren, zu einer Verlängerung dieser Phase und so zu einer Verminderung des Haarausfalls.
Aus diesem Grund kommt Finasterid in einer Dosierung von 5 mg pro Tag bei der benignen Prostatahyperplasie (BPH) und mit einer Tagesdosis von 2,5 mg bei Alopezie zur Anwendung.
Erhöhtes Risiko für Depressionen und Suizid?
In der Vergangenheit gab es bereits Hinweise auf eine Assoziation von 5-Alpha-Reduktase-Hemmern mit Depressionen. In einer retrospektiven gepaarten Kohortenstudie wurden nun Männer in einem Alter ab 66 Jahren, die ein solches Präparat einnahmen, mit denjenigen, die dies nicht taten, verglichen. Beantwortet werden sollte die Frage, ob besagte Medikamente Suizide begünstigten. In einer aufwendigen statistischen Analyse mit 44 Variablen wurden die Daten von 48.505 Paaren mit der Einnahme von Dutasterid und 44.692 Paaren mit Finasterid ausgewertet.
Bezüglich der Suizidrate fand sich kein signifikanter Unterschied, wohl aber in der Häufigkeit von „selbstverletzendem Verhalten“, das in den ersten 18 Monaten nach Therapiebeginn fast doppelt so häufig auftrat wie ohne Einnahme von 5-Alpha-Reduktase-Hemmern. Dabei handelte es sich sowohl um Suizidversuche, als auch parasuizidales Verhalten und betraf beide Wirkstoffe.
Aufklärung ist unbedingt notwendig
Auch das Risiko, an einer Depression zu erkranken, verdoppelte sich in den ersten 18 Monaten und blieb auch danach erhöht, wobei die Subgruppenanalyse keine Korrelation zu früheren oder gegenwärtigen depressiven Episoden fand.
Das absolute Risiko ist zwar gering, sollte aber in Anbetracht der Schwere der Konsequenzen nicht vernachlässigt werden. Es empfiehlt sich, Patienten vor Einleitung der Therapie entsprechend aufzuklären. Und sollte es unter der Therapie zu einer Depression oder suizidalem Verhalten kommen, sollte die Indikation streng überprüft und gegebenenfalls abgesetzt werden.
Originalpublikation:
Association of Suicidality and Depression With 5-Alpha Reductase Inhibitors. B. Welk et al.; JAMA Intern Med., doi: 10.1001/jamainternmed.2017.0089; 2017