Eine große norwegische Studie legt den Schluss nahe, dass jede achte Depression (12%) durch eine Stunde körperlicher Bewegung oder Sport pro Woche vermeidbar wäre. Ein internationales Forscherteam analysierte unter der Führung von Samuel Harvey, Professor an der Universität in Sydney/AUS, Angaben aus der norwegischen HUNT-Studie, eine der größten skandinavischen Kohorten-Untersuchungen.
Seit Mitte der 1980er-Jahre wurde dazu die gesamte erwachsene Bevölkerung des Landkreises Trøndelag rekrutiert.
Für 61.000 Bewohner gab es einen Fragebogen zu Depressionen und Angststörungen. 30 % mit den ungünstigsten Werten wurden von der Analyse ausgeschlossen. Bewohner mit körperlichen Einschränkungen, die eine sportliche Betätigung ausschlossen, nahmen ebenfalls nicht teil. Zuletzt blieben knapp 34.000 psychisch und körperlich gesunde Norweger in Trøndelag übrig.
"Exercise and the Prevention of Depression: Results of the HUNT Cohort Study" von Samuel B. Harvey et al.
http://ajp.psychiatryonline.org/doi/10.1176/appi.ajp.2017.16111223
berücksichtigt jedoch, wie fast alle anderen psychiatrischen Depressions-Interventionsstudien weltweit, in keiner Weise harte Endpunktdaten.
Was für alle anderen prospektiven-, retrospektiven- und/oder Follow-Up- bzw. Querschnitt-Studien gilt!
Egal, ob Hypertonie-, KHK-, ACS-, PCI-, Koronarchirurgie-, Diabetes mellitus-, Niereninsuffizienz-, Schlaganfall-, Vorhofflimmern-, Thrombose-, Embolie-, Leber-, Magen-, Galle-, Pankreas-, Darm-, Rheuma- oder Krebs-Studien, selbstverständlicher Standard ist immer: Daten zu krankheitsbezogener Mortalität, Gesamtmortalität, Morbidität und Co-Morbidität, Krankenhausintervention, REHA, ambulante oder sonstige Folge-Interventionen zu erheben, auszuwerten zu diskutieren und zu interpretieren. Das scheint bei der Beurteilung von Diagnosen, Verlauf und Therapierbarkeit psychiatrisch definierter Erkrankungen obsolet zu sein.
Die mageren Ergebnisse der hier vorgestellten "HUNT"-Kohorte ["Results: Undertaking regular leisure-time exercise was associated with reduced incidence of future depression but not anxiety...After adjustment for confounders, the population attributable fraction suggests that, assuming the relationship is causal, 12% of future cases of depression could have been prevented if all participants had engaged in at least 1 hour of physical activity each week..."] ergeben nur eine reduzierte Inzidenz zukünftiger Depressionen, aber nicht von Angststörungen...Unter der Annahme einer (gar nicht ernsthaft nachgwiesenen) Kausalität wird eine Prävention von 12% für zukünftige Fälle von Depression postuliert.
Bei den Schlussfolgerungen ["Conclusions: Regular leisure-time exercise of any intensity provides protection against future depression but not anxiety. Relatively modest changes in population levels of exercise may have important public mental health benefits and prevent a substantial number of new cases of depression"] bleiben eine mögliche Verwechslung von Symptomatik und klinisch manifester Depression unberücksichtigt. Eine präventive Verringerung einer Symptomatik unter körperlicher Aktivität um 12% könnte jedoch ebenso bedeuten, dass präexistente Depressionen allein auf Grund von reinen Symptomlinderungen unterhalb der Nachweisgrenze bestehen bleiben, aber deshalb nicht mehr detektiert werden können?
Skisport in Garmisch-Partenkirchen Copyright Praxis Dr. Schätzler