Der Eichen-Prozessionsspinner hat inzwischen ganz Deutschland überfallen. Seinetwegen mussten Schulen schließen und Großveranstaltungen abgesagt werden. Denn die Schmetterlingsraupe schadet nicht nur Bäumen – sie kann auch dem Menschen gefährlich werden.
Der Deutsche Wetterdienst erklärte den diesjährigen Mai zum wärmsten und sonnenreichsten seit 1889. Bei den hohen Temperaturen fühlen sich Insekten besonders wohl – so auch der Eichen-Prozessionsspinner. In den letzten Wochen häuften sich die Meldungen über eine regelrechte Invasion. In Nordrhein-Westfalen breitet sich der in Mitteleuropa heimische Eichen-Prozessionsspinner seit zwei Jahren explosionsartig aus, insbesondere am Niederrhein, im Münsterland und zunehmend auch im Rheinland. In Velbert (NRW) musste wegen des starken Befalls eine Grundschule für einen Tag geschlossen werden. Auch ein Triathlon im Münsterland wurde am letzten Wochenende abgesagt, da nach Angaben des Veranstalter die Gefahr für die Sportler zu groß ist. Doch was macht ihn für Menschen so gefährlich?
Der Eichen-Prozessionsspinner hat es vor allem auf die Blätter von Eichen in öffentlichen und privaten Grünanlagen abgesehen. Dort wird er durch die Lichtquellen angezogen. In Wäldern beschränkt sich der Befall daher eher auf den Waldrand. Der Schmetterling selbst ist für den Menschen ungefährlich. Die Raupen aber, die prozessionsartig am Stamm entlang krabbeln, sind mit giftigen Brennhaaren bedeckt. Jede Raupe besitzt etwa 600.000 dieser feinen, leicht brüchigen Härchen. Durch den Wind verteilen sie sich in der Umgebung. Unter befallenen Bäumen sollte man sich daher nicht aufhalten. Raupen des Eichen-Prozessionsspinners ©Kleuske, Wikimedia Commons Das in den Härchen vorkommende Thaumetopoein verursacht bei Kontakt mit der Haut eine Raupendermatitis. Auf betroffenen Hautstellen entstehen juckende urtikariellen Papeln und hellrote Erytheme. Unter Umständen können die umherfliegenden Härchen durch Einatmen eine Bronchitis und Asthmabeschwerden auslösen. Im schlimmsten Fall kann es zum anaphylaktischen Schock kommen. Bei andauernden Beschwerden oder bei besonderer Schwere der Symptomatik sollte ein Arzt aufgesucht werden. Therapiert wird mit topischen Kortisoncremes und Antihistaminika. Bei Atembeschwerden kommen Beta-2-Sympathomimetika zum Einsatz, die die Bronchien erweitern und so die Atmung erleichtern.
Die Ärztekammer Berlin rät dazu, bei Kontakt einen sofortigen Kleiderwechsel mit Duschbad und Haarreinigung vorzunehmen, die Kleidung zu waschen und benutzte Gegenstände und Kraftfahrzeuge sorgfältig zu reinigen. Der Landesbetrieb Wald und Holz weist darauf hin, das kommunale Ordnungsamt zu verständigen, falls man Nester des Eichen-Prozessionsspinners entdeckt. Diese werden dann fachmännisch durch Absaugen entfernt. Aufgrund der genannten Risiken solle man auf gar keinen Fall versuchen, selbst tätig zu werden. Ein nicht entferntes Nest kann auch nach der Verpuppung der Raupen im Juli eine Gefahrenquelle darstellen. Nicht nur die Kokons sind von Brennhaaren übersät, auch alte Nester und Puppenhülsen. Die allergene Wirkung der Brennhaare bleibt noch für zwei bis vier Jahre bestehen.