Man höre und staune: Die kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mit ihrem Vorstand, dem orthopädischen Kollege Dr. med. Andreas Gassen und dem hausärztlichen KBV-Vize Dr. med. Stephan Hofmeister fordert: "Die Reform der Notfallversorgung ziehe die Schließung von hunderten, vielleicht 1.000 Ambulanzen an Kliniken nach sich".
Damit sollen der immer weniger nachgefragte, unter Telefonnummer 116 117 bundesweit erreichbare vertragsärztliche Notdienst wiederbelebt und die Honorarüberweisungen an die Klinikambulanzen zurückgeschraubt werden.
Ausgerechnet am "Tag des Bereitschaftsdienstes" - Wer hat hier eigentlich "seine Tage"? - äußern sich der Vorstand der kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und orthopädische Kollege Dr. med. Andreas Gassen bzw. der als KBV-Vize und Hausarzt-Vertreter fungierende Dr. med. Stephan Hofmeister dahingehend: "Die Reform der Notfallversorgung ziehe die Schließung von hunderten, vielleicht 1.000 Ambulanzen an Kliniken nach sich". Das ist unintelligent, sach- und fachfremd, weil die KBV nur und ausschließlich in freier Praxis niedergelassene Vertragsärztinnen und -ärzte vertritt.
Wer den Sicherstellungsauftrag für die ambulante Versorgung für unantastbar hält, kann auch als KBV-Chef nicht versorgungs- und realitätsfremd konfabulieren: "Wenn jemand nicht lebensbedrohlich erkrankt ist und in der Nacht oder am Wochenende einen Arzt braucht" könne der-/diejenige exklusiv auf den ambulanten vertragsärztlichen Notdienst (ZND) verwiesen werden. Vgl. https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/bedarfsplanung/article/945197/gassen-einige-hundert-ambulanzen-koennten-wegfallen.html
Mein aktuelles Praxisbeispiel dazu: Montag, 9.10.2017, 7.35 Uhr, (zusammengefasster) Anruf meiner 59-jährigen Patientin H. K., "ich habe Fieberschübe seit Donnerstag (5.10.2017) und bin am Mittwoch (4.10.2017) von einer 4-wöchigen Ghana-/Burkina Faso-/Afrika-Rundreise (Hotel, Gasthof, Zelt) total schlapp und müde zurückgekehrt." Stark reduzierter AZ; nur Repellents, keine spezifische Malaria-Prophylaxe.
Diese Patientin musste sofort und unverzüglich in eine Klinikambulanz verbracht und stationär über Notruf 112 aufgenommen werden. Praxis, ZND oder Portalpraxis wären eine klare Fehlallokation gewesen. Es war eine Malaria tropica Infektion mit Plasmodium falciparum. Die Therapie mit LONART DS (Artemether 80 mg + Lumefantrine 480 mg) nach Einnahme-Schema 0-8-24-46-48-60 Stunden je 1 Tab schlug so gut an, dass die Patientin gestern, am 11.10.2017 entlassen wurde und heute bei mir in der Sprechstunde aufschlug. Bleibt nur noch der Hinweis an den Feuerwehrtransport: Keine Isolierung, keine Übertragung, keine Kontamination im KTW, RTW, NEF und NAW; deshalb keine besonderen Desinfektionsmaßnahmen nötig.
Zurück zu KBV-Zentrale: Wer jahrzehntelang keinen Notdienst mehr geschoben hat, wer seine Klinikzeit allenfalls vage erinnern kann und wer nur die Straßenseite wechseln muss, um zu den Experten der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft (DKG) zu gelangen, sollte nun wirklich den Ball flach halten und sich nicht als blutiger Laie outen.
Laut Destatis gab es 2013 in Deutschland "Krankenhäuser Anzahl 1.996 Gesamt, davon 596 öffentliche, 706 freigemeinnützige und 694 private".
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Krankenhaeuser/Tabellen/KrankenhaeuserJahreVeraenderung.html
Wie soll da "die Schließung von hunderten, vielleicht 1000 Ambulanzen an Kliniken…sagt die KBV" auch nur rein rechnerisch möglich sein?