Jahrelang hat der Kölner Apotheker Erik Tenberken daran gearbeitet, ein günstiges Medikament zur HIV-Prophylaxe auf den Markt zu bringen. Jetzt gelang der Deal mit Hexal: Eine Monatsdosis ist nun für 50 Euro statt bislang 600 Euro zu haben. Weiß er, dass das auch riskant werden könnte?
Es wird zum Teil medial gefeiert, als hätte die Welt darauf gewartet. Erik Tenberken, ein Apotheker aus Köln, hat mit HEXAL einen Deal gemacht und verkauft künftig deren HIV Medikament, das eigentlich für die Therapie gedacht war, umgepackt als HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Das Generikum kostet nur etwa 50€ statt für 600€ pro Monat. Er (und 6 weitere Apotheker) kaufen die Tabletten beim Hersteller als Bulkware ein und lassen sie dann à 28 Stück für den Verkauf blistern.
Die Apotheken verdienen daran laut Aussage von Herrn Tenberken nichts mehr. Man mache das aus Überzeugung. Ich glaube ihm das sogar, aber bei diesen Preisen kann man sich in etwa vorstellen, wie viel der Hersteller eigentlich an den HIV-Medikamenten verdient und wie wenig die Tabletten in der Produktion kosten müssen. Das klingt schon fast unmoralisch, wenn man sich das mal durch den Kopf gehen lässt. Kein Wunder, dass nicht unter Hochdruck überall versucht wird, ein Heilmittel für HIV zu finden. Wozu denn, wenn man die Krankenkassen für die Infizierten so schön melken kann.
Alles andere als neu
Ist das jetzt böse oder nur realistisch? Sei es drum. Eigentlich wollte ich die Frage nach der Sinnhaftigkeit des ganzen Projektes an sich stellen. Auch wenn es mir keiner glauben mag: Es gab sie bereits vorher, diese HIV PrEP! Und billiger war sie auch! Und sie hat auch noch gegen andere sexuell übertragbare Krankheiten geholfen! Das nannte sich „Kondom“ und war in meinen Augen verdammt noch mal sinnvoller, als einen gesunden (!) Menschen den zahlreichen Nebenwirkungen dieses Medikamentes auszusetzen. Mal davon abgesehen, dass es auch noch Hepatitis B, Hepatitis C, Syphilis, Herpesviren, Tripper, Chlamydien, Zytomegalie und diverse andere Erkrankungen gibt, gegen die ein Kondom ebenfalls helfen würde. Die verbreiten sich dann nämlich fröhlich weiter, wenn jetzt wieder „unten ohne“ gefeiert wird.
Der Druck steigt
Auch die Sexarbeiterinnen dürften unter einem erhöhten Druck stehen, auch wieder tütenlos unterwegs zu sein – der Freier ist ja vielleicht schon geschützt. Und auf die Damen und Herren des horizontalen Gewerbes nimmt man wohl zuletzt Rücksicht. Zunächst wird das Programm wohl nur von ausgewählten Ärzten und Apothekern unterstützt. Es ist nämlich noch nicht ganz klar wer genau die Therapiekosten zahlt. Die Tabletten wird der Patient wohl selbst übernehmen, aber wer trägt die Arztkosten? Die Krankenkassen?
Alles in allem scheint das Projekt noch nicht zu Ende gedacht zu sein, aber vielleicht erschließt sich mir der tiefere Sinn dahinter einfach nicht. Für Paare bei denen nur einer von beiden HIV positiv ist wäre es ja auch nicht sinnvoll. Die Virenlast bei unter Therapie stehenden Infizierten liegt ja in den meisten Fällen unter der Nachweisgrenze, somit ist der Einsatz von derart nebenwirkungsintensiven Medikamente für den gesunden Partner nicht angezeigt. Ich für meinen Teil glaube, auch wenn man nicht viel Geld braucht, um sich die neue Prävention leisten zu können ist der Preis den man vielleicht irgendwann dafür zahlt einfach zu hoch!