Notfall-Kunden kennen wir in der Apotheke. Notdurft-Kunden sind ähnlich. Mit dem Unterschied, dass ich bei Letzteren nicht immer direkt weiß, was zu tun ist. Muss ich jeden Kunden auf unsere Mitarbeitertoilette gehen lassen? Oder darf ich das sogar nicht? Dringendes Bedürfnis das zu klären.
Da diese Frage in den PTA-Foren immer wieder auftaucht, werde ich sie auch einmal hier besprechen: die Toilettenfrage. Wenn ein Kunde bei uns in der Apotheke auf die Toilette möchte, MUSS ich ihn dann gehen lassen, oder DARF ich das sogar gar nicht? Es gibt dazu kein verbindliches Gesetz, in diesem Fall gilt das Hausrecht. Möchte der Eigentümer dem unter Druck stehenden Kunden den Toilettengang ermöglichen, dann darf er das auch. Die Toilettenräumlichkeiten grenzen ja nicht an einen Reinraum o.Ä.
Einige gute Gründe dagegen
Ist der Apothekenleiter allerdings dagegen, dass die Mitarbeitertoilette von der Kundschaft genutzt wird, so ist das formal gesehen genauso in Ordnung. Und es gibt einige Gründe „dagegen“ zu sein, wie man lesen kann: Gut einsehbare Abholerregale mit Medikamenten und Kundennamen besipielsweise. Es geht niemanden etwas an, wer etwa Cialis vorbestellt hat. Wenn der Kunde sich außerdem alleine im hinteren Bereich aufhält, wo auch meist die Garderobe zu finden ist, besteht die Gefahr des Diebstahls. Es hat sich sogar einmal das Kind einer Diebesbande in der Apotheke einschließen lassen und den Einbrechern nachts ein Fenster geöffnet. Kurz vor Ladenschluss ging die Mutter mit drei Kindern rein und nur mit zweien wieder hinaus – es war niemandem aufgefallen.
Wer wischt‘s auf?
Dazu kommt dann der nicht mehr zu garantierende Mitarbeiterschutz vor eventuellen Magen/Darm-Viren. Oder ganz schlicht der Sauberkeit. Was tun, wenn ein Kunde nach der Benutzung ein total zugesch…es Klo hinterlässt? Wer macht es dann sauber? Oder Pipilachen vor der Toilette ... Wer wischt das auf? Das Thema ist nicht ganz einfach, aber ich denke es ist wohl eine Einzelfallentscheidung. Wenn eine Mutter mit einem Kleinkind da steht und höflich fragt, ob sie einmal die Toilette benutzen kann, könnte und wollte ich nicht nein sagen. Steht da ein angetrunkener Unbekannter, jemand völlig Ungepflegtes oder eine seltsame Person, die mir nicht ganz koscher vorkommt, dann würde ich mir eine Ausrede einfallen lassen und auf die nächste öffentliche Toilette verweisen. Wahrscheinlich handhabt das jeder etwas anders. Es kommt auch auf die Erfahrungen an, die man zu diesem Thema über die Jahre gesammelt hat.
Ein Schild mit der Aufschrift "Lieber Kunde, bitte verlassen Sie die Toilette so, wie sie sie anzutreffen wünschen!" und die Sagrotan-Sprühflasche in Reichweite können jedenfalls nicht schaden …