Wenn ich eine Apothekerin suche, dann suche ich eine Apothekerin. Was das genau ist, scheint für viele Leute noch immer ein Mysterium zu sein. Anders kann ich mir Bewerbungen von Menschen nicht erklären, die sich mit der Hauptqualifikation „schon mal Arztpraxis geputzt“ vorstellen.
Ich bin ja bei mir in der Apotheke in der glücklichen Lage kompetente und langjährige Mit-Apothekerinnen zu haben, so dass ich nun schon länger niemanden Neues suchen musste. Aber ich weiß, wie das ist. Der Prozess dafür ist langwierig und nicht ganz problemlos. Zuerst erstellt man einen Anforderungskatalog und macht anhand davon eine Stellenanzeige – man muss ja meistens eine abgehende Stelle ersetzen, oder braucht jemanden zur Ergänzung des Teams. Vielleicht mit zusätzlichem Wissen oder Ausbildungen? So jemand passenden zu finden, wäre ideal … Allerdings ist man heute meist schon damit zufrieden, eine motivierte Apothekerin* zu finden.
Die Stellenanzeige für die Apothekerin veröffentlicht man online und offline in den einschlägigen Medien: Das heißt in Fachzeitschriften. Anzeigen in allgemeinen Zeitungen bringen gar nichts. Musste ich auch schon auf dem harten Weg feststellen. Man bekommt dann zwar Bewerbungen – nur sind die absolut nicht brauchbar.
Worauf bewerbe ich mich hier eigentlich?
Wenn ich eine Apothekerin suche, dann suche ich eine Apothekerin. (Zu) Vielen Leuten scheint immer noch nicht klar zu sein, was das ist. oder vielleicht auch in der Beschreibung der Berufsberatung. Ich kann nicht verstehen, wie man sich auf eine Stelle bewerben kann, wenn man nicht mal weiß, was genau die Voraussetzungen dafür sind.
Die „beste“ Bewerbung (und ja, ich meine das ironisch) bekam ich einmal von einer Raumpflegerin, die in der handgeschriebenen Bewerbung angab, einige Jahre in einer Arztpraxis geputzt zu haben – und offensichtlich der Meinung war, dass sie damit genug Kontakt zu einem Gesundheitsberuf hatte, dass ich sie als Apothekerin einstellen könnte.
Aber andere Apotheken haben ähnliche Erfahrungen gemacht.
Auszug aus einer Bewerbung:
Ich bewerbe mich auf ihre Anzeige für eine Apothekerin. Ich studiere im ersten Semester Gesundheitsökonomie und würde mir gern als Apothekerin was dazuverdienen.
Oder die hier:
Bewerbung einer Bäckereifachverkäuferin, die meinte, sie hätte nachmittags noch Zeit und würde gern was dazuverdienen als Apothekerin.
Oder die:
Ich hatte mal eine vom Schlecker, die hatte eine Weiterbildung in den „Arzneimitteln“, die die da verkauft haben und wollte auch als Apothekerin bei mir arbeiten!
Die Allgemeinheit weiss immer noch nicht, was einen Apotheker ausmacht. Ansonsten würde man derartiges nicht so oft hören:
Wie lang geht denn so eine Ausbildung zum Apotheker? Apotheker: Das STUDIUM (ja, ich betone das extra) geht 5 Jahre.
Und:
Studiert? Ich hätte nicht gedacht, dass man ne Ausbildung braucht, wenn man die Päckchen da aus den Schubladen holt!
Das ist ein Beruf, keine „Nebenbei-Tätigkeit“
Ja. Nur, dass die „Päckchen“ Medikamente sind und als solche keine normalen Konsumgüter. Sie wurden designt (oder besser gefunden, erforscht, studiert und dann hergestellt), um spezifische und direkte Wirkungen auf Funktionen im Körper zu haben und haben deshalb direkte Auswirkungen auf die Gesundheit. Unsachgemäße Anwendung (zum Beispiel nach Anwendung ohne dafür bestehende Indikation oder Überdosierung oder auch Wechselwirkung) kann deshalb auch durchaus negative Auswirkung auf die Gesundheit haben. Deshalb „geben“ wir auch nicht einfach Medikamente ab … wir fragen nach. Wir beraten. Wir müssen viel wissen dahinter. Deshalb die lange Ausbildung bis zur Berufsbezeichnung Apotheker. Und deshalb können wir nicht einfach irgendjemanden hinein stellen, der „Päckchen verkauft“. Das ist ein Beruf, kein Job.
*Oder Apotheker. Der Einfachheit halber verwende ich hier die weibliche Form.