Die Sommerferien – immer wieder ein Genuß. Nein, es geht nicht um meine eigenen Ferien: Die Urlaubszeit allgemein ist jedes Jahr aufs Neue eine ganz besondere Zeit für meine HNO-Praxis. Vor und nach dem Urlaub müssen alle Menschen urplötzlich ganz dringend zum Facharzt.
In unserer kleinen Praxis für die fünf Löcher des menschlichen Nordens ist es eigentlich nie langweilig. Aber im Verlauf eines Kalenderjahres erleben wir unterschiedliche Schwerpunkte. In der Urlaubszeit ganz besonders.
Viele Menschen stellen jedes Jahr völlig überrascht Mitte Dezember fest, dass bald Weihnachten ist. Gesauso unvermittelt rückt plötzlich der Reisetermin für den Sommerurlaub verdächtig nahe. Die Buchung war zwar schon im Herbst erfolgt, Frühbucherrabatt, aber es geht ja schon in zwei Tagen los! Alles ist erledigt, nur was ist mit der Reiseapotheke und dem Arztbesuch vorab? Kein Termin organisiert.
Die Aufbrechenden und die Rückkehrer
Und so erlebe ich stets verzweifelte Menschen an der Anmeldung, die noch ganz kurz und ganz schnell vor dem Abflug unbedingt zum Arzt müssen. Was die Wünsche der Patienten aneght, so sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Schnell noch eine Ohrspülung bekommen oder ein Rezept für Ohrentropfen. Natürlich halten wir auch immer kurzfristige Termine frei.
Und dann die nächste Welle: die Rückkehrer. Der häufigste Grund für eine kurzfristige Vorstellung nach einem Strand- oder Poolurlaub ist die Otitis externa, auch gerne Badeotitis genannt. Sehr schmerzhaft.
Auch gestern kam ein junger Patient zur Kontrolle nach der Behandlung bei einem parktischen Arzt in Spanien. Nach drei Tagen Behandlung noch leichte Rötung und Schwellung des Gehörganges. Neben antibiotischen Ohrentropfen hatte er sogar noch Amoxicillin oral bekommen, was mir zwar überzogen erschien, aber dem Patienten ging es besser, die Therapie konnte ich also bestätigen.
Wert der Arbeit: Hier und Dort
Ein Blick fiel dann noch auf die Rechnung, die der Kollege dort ausgestellt hatte und die sicherlich ohne Beanstandung von der Versicherung bezahlt werden würde. Für ein Gespräch und ein Mal ins Ohr sehen – ohne Ohrmikroskop natürlich – erstaunliche 133 Euro. Gleiche Fälle vor drei Tagen aus Italien: 180 Euro und 265 Euro.
Ein Patient mit gleicher Diagnose würde mir als Kassenpatient circa 26 Euro einbringen, bei Wiedervorstellung im gleichen Quartal oder nach Erschöpfung meines Budgets sogar nur 0 Euro. Ein Privatpatient würde mir mit einer ohrmikroskopische Reinigung des entzündeten Ohres immerhin 51,87 Euro einbringen.
Diese Fakten wollte ich ursprünglich kommentieren. Sie sprechen wohl doch für sich.