Als Allgemeinchirurgin verbringt man sehr viel Zeit im Hintern seiner Patienten. Denn viele Leute kommen in die Notaufnahme, weil sie „hinten raus bluten“. In diesem Fall ziehe ich mir erst mal Gummihandschuhe an und beginne, zu tasten.
Sprich: Blut kommt hinten raus. Was macht man als Chirurgin in dem Fall gleich zu Beginn, also nachdem man die Fragen “Was führt Sie hier her?”, “Seit wann besteht das Problem” oder “Haben Sie ungewollt an Gewicht verloren?” abgehandelt hat. Richtig, man nimmt einen linken und zwei rechte Handschuhe, sowie eine Tube Vaseline und schiebt den Zeigefinger in den Patientpo. Warum zwei rechte Handschuhe übereinander? Weil einer reißen kann, und dann steckt man wortwörtlich in der Scheiße.
Ich bin letztens gefragt worden, welche Erkenntnisse man aus dieser Untersuchung gewinnen kann. Man beurteilt zuerst die Analhaut von außen: Gibt es Hautveränderungen oder Risse? Besteht eine Perianalthrombose? Wölben sich beim Pressen Hämorrhoiden aus dem Analkanal heraus? Oder besteht schon ohne Pressen ein Prolaps?
Am Blut sind häufig Hämorrhoiden Schuld
Mit dem Finger im Analkanal kann man anschliessend den Sphinktertonus, also den Spannungszustand des Schließmuskels beurteilen. Weiter guckt man, ob man im Anal-/Rektalkanal Gewebe tastet, das dort nicht hingehört. Und wenn man seinen Finger anschließend betrachtet, klebt da hoffentlich kein Blut dran.
Bei Blutabgang aus dem After muss nicht zwingend ein Tumor vorliegen, sondern sehr häufig handelt es sich dabei um Hämorrhoiden. Hämorrhoiden sind Gefäßpolster unter der Darmschleimhaut, die der Feinkontinenz dienen. Risikofaktoren wie zum Beispiel Verstopfung, Übergewicht oder eine Schwangerschaft begünstigen diese Erkrankung, die sich durch das Ausstülpen des Hämorrhoidalpolsters nach außen auszeichnet. Von Hämorrhoiden abzugrenzen sind Perianalthrombosen, die den thrombotischen Verschluss eines Blutgefäßes bezeichnen.
Vom Handy auf der Toilette rate ich ab
Hämorrhoiden können auch bei jungen Patienten vorkommen und sind keine Alterserscheinung. Vor allem bei Schwangeren ist dieses Problem ein sehr häufiges. So unangenehm ein Hämorrhoidalleiden auch ist, gefährlich ist es nicht und ich empfehle Patienten immer konservative Maßnahmen vor einer eventuellen Operation.
Das A und O ist ein regelmäßiger und weicher Stuhlgang. Mit stundenlangem auf der Toilette sitzen und Pressen verschlimmert sich die Symptomatik. Also: die Zeitung/das Handy draußen lassen! Neben Blut am Toilettenpapier beklagen die Patienten häufig ein Nässen und Jucken. Es ist nicht immer möglich, aber am besten duscht man die Analregion aus und trocknet sie anschließend trocken ab. Von Feuchtpapier rate ich ab, da das die Haut zusätzlich reizt.
In dem Sinne: happy pooping!