Apothekenkunden wünschen sich bei Erkältungen im Handverkauf oft Zinkpräparate. Eine neue Studie zeigt, dass das Salz bakterielle Infektionen im Darm begünstigt. Gaben sollten sich deshalb auf Einzelfälle mit tatsächlichem Mangel beschränken.
Winterzeit – Erkältungszeit. Neben Paracetamol oder NSAIDs räumen Forscher Zinksalzen eine große Bedeutung ein, um die Erkrankung zu behandeln. Mittlerweile liegen recht solide Daten zum Einsatz vor, und Kunden sind begeistert. Aufgrund fehlender Studien ist wenig über unerwünschte Effekte bekannt. Jetzt warnt Eric P. Skaar vom Tennessee Valley Healthcare Systems, US Department of Veterans Affairs, vor der allzu freizügigen Abgabe.
Skaar reicherte das Futter von Mäusen mit löslichen Zinksalzen um den Faktor zwölf an. Es kam zu keinen toxischen Reaktionen. Wenig überraschend erhöhte sich der Zinkgehalt in Faeces. Gleichzeitig veränderte sich die Zusammensetzung der Darmflora. Von Zink profitiert Clostridium difficile. Dieser Darmkeim vermehrte sich vergleichsweise stark. Erhielten Versuchstiere gleichzeitig Cefoperazon, war der Effekt besonders ausgeprägt. Keime passierten die Mucosa und wanderten in den Körper von Mäusen. Das Antibiotikum führte zusammen mit Zink schon bei niedrigeren Konzenztrationen zur Infektion mit C. difficile. Um den Effekt zu erklären, betrachtet Skaar bekannte Eigenschaften von Calprotectin. Das Protein ist in neutrophilen Granulozyten des Darmlumens zu finden. Es bindet unter anderem Zink mit hoher Affinität. Fehlt dieses Spurenelement, könnte sich C. difficile schlechter vermehren, spekuliert der Forscher.
Ob sich der Mechanismus von Nagern auf Menschen übertragen lässt, ist derzeit offen, aber ein durchaus relevantes Forschungsthema. Wie das Robert Koch-Institut berichtet, steigt die Inzidenz und die Schwere von C.-difficile-Infektionen seit 2003 kontinuierlich an. Häufig sind ältere, geschwächte Patienten betroffen – eine Personengruppe, die etliche Nahrungsergänzungsmittel konsumiert. Damit nicht genug: Zink wird auch in der Tierzucht dem Futter beigemischt. Das könnte, schreibt Skaar, zur Vermehrung von C. difficile und zur Übertragung auf den Menschen führen.