Dass es viele Ärzte verstärkt in Ballungszentren anstatt aufs Land zieht, ist schon lange bekannt. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass viele Jungärzte durchaus bereit sind, täglich von der Stadt aufs Land zu pendeln. Besteht also Hoffnung für die unterversorgten ländlichen Regionen?
Ein Viertel aller niedergelassenen Ärzte plant, in den kommenden Jahren in den Ruhestand zu gehen. Zugleich steigen Lebenserwartung und der Bedarf an medizinischer Versorgung. „Allein in Leipzig werden nur 12 Prozent der Absolventen Allgemeinmediziner. Wir würden 30 Prozent benötigen, um dem Bedarf nachzukommen. Wir sind also nicht mehr in der Lage, alle frei werdenden Stellen nach zu besetzen“, sagt Prof. Dr. Hagen Sandholzer, Leiter der Selbstständigen Abteilung für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Zudem ziehe es viele junge Ärzte eher in die Stadt als auf das Land. Gründe dafür seien neben einer schlechteren Infrastruktur auf dem Land auch teilweise die Arbeitsbedingungen. Landärzte müssen oft mehr Patienten betreuen als ihre Kollegen in der Stadt. Hinzu kämen lange Anfahrtswege bei Hausbesuchen, erklärt das Bundesministerium für Gesundheit. Für eine Verbesserung der Ärzteversorgung in ländlichen Regionen sorgt seit dem 1. Januar 2012 das Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Versorgungsstrukturgesetz), das auch abgelegeneren Regionen eine flächendeckende medizinische Versorgung gewährleisten soll. Verschiedene Reformen, wie ein entspannterer Umgang mit Zweigpraxen, sowie das Wegfallen der Residenzpflicht, die es Ärzten damals nicht erlaubte, ihren Wohnort in weiter Entfernung ihrer Praxis zu wählen, sollte die Arbeit auf dem Land für Ärzte wieder attraktiver machen, so das Ministerium weiter.
Eine Befragung unter Medizinstudenten im vierten und fünften Studienjahr an den Universitäten Leipzig und Halle sowie an der Charité Berlin hat nun ergeben, dass Jungärzte bereit wären, zu ihrer Praxis auf dem Land zu pendeln und in der Stadt zu wohnen. „Bis zu 50 Minuten für eine Strecke täglich würden die jungen Kollegen täglich in Kauf nehmen“, sagt Dr. Thomas Frese von der Selbstständigen Abteilung für Allgemeinmedizin. „Dadurch könnten in Sachsen viele ländliche Gebiete abgedeckt werden. Doch es gibt nach wie vor weiße Flecken auf der Karte, etwa das Vogtland, die Lausitz oder Nordost-Sachsen.“ Originalquellen: Junge Hausärzte würden aufs Land pendeln Universität Leipzig; Pressemitteilung; 2016 Landärzte Bundesministerium für Gesundheit; 2016