Meine Hebamme ist im Urlaub. Die, die 60 Jahre alt ist und von meinem Schlag. Die Entspannung, das Zutrauen in Mutter Natur, das Veständnis, die Gelassenheit sitzt in der Sonne in Kroatien. Dafür ist nun die Gründlichkeit, Angst und Skepsis in meinem Haus. Die Ersatzhebamme ist etwas jünger als ich und erzählt mir mal wieder was von Hokuspokus. Aus Höflichkeit setzte ich sie nicht vor die Türe.
Ich verfluche meine gute Kinderstube. Trotz Ablehnung und versuchter Annäherung lässt sie mir ein Arsenal aus acht unterschiedlichen Fläschchen mit Kügelchen, vier Tuben und Salben und Öl da. Für mich. Dazu die ganzen Fläschchen, Salben und Kügelchen für das Baby. Nicht zu vergessen, die drei unterschiedlichen Tees. Davon nicht zu viel, davon nur morgens und von dem letzten bitte nur abends vor dem Schlafen.
Zudem ein paar Seiten Übungen, die ich unbedingt beginnen sollte. Gleichzeitig schwingt sie die Komplikations- und Angstkeule. Es gäbe so Einiges im Angebot. Die Wunde heile sonst nicht richtig. Der Wochenfluss würde sonst stoppen. Die Brustentzündung folge sogleich. Der Milchstau lauere hinter der Tür. Das Baby nehme nicht genug zu, trinke nicht richtig und insgesamt mache ich zu wenig, damit es uns beiden bald gut geht. Jeder Besuch gleicht einem körperlichen und psychischen Striptease, nachdem ich mich schlechter fühle als zuvor.
Viel Hokuspokus, viel Angst
Ich erinnere mich an meine Aufenthalte in Indien. Viel Hokuspokus aus Unwissenheit, Geldnot, Gottvertrauen und viele Scharlatane. Kinder und Frauen, denen körperlich und seelisches Leid zugefügt wird. Mit Messern und Nadeln, mit Irrglauben und Kräutern. Epilepsie wird in einem Exorzismus ausgetrieben, die Haut der Kinder im Bereich der schmerzenden, dicken, hungrigen Bäuche angeritzt, damit sie wieder heile werden.
Kann man nicht vergleichen? Nein. Vielleicht nicht.
Aber gegen Scharlatane, Angstkeule und Menschen, die damit ihr Geld verdienen, ist auch hier noch kein Kraut gewachsen. Wider besseres Wissen.
In Woche drei setzte ich sie, trotz guter Kinderstube, höflich vor die Tür. Ich kontaktiere eine Stillberatung, fahre zum Kinderarzt, lasse mir versichern, dass alles bestens ist und vertraue auf die Zeit, die meine Wunden wieder heilen wird.