Man höre und staune: Das Landesgericht Mosbach hat DocMorris untersagt, den Abgabeautomaten weiter zu betreiben! Viele Apotheker freuen sich trotzdem nur sehr verhalten, weil sie im Bezug auf den niederländischen Versender bereits gebrannte Kinder sind – man befürchtet, dass DoMo trotzdem noch irgendein Schlupfloch finden wird.
Es wäre außerdem nicht das erste Urteil dieser Art, das dann irgendwann wieder revidiert wird und es wurde vom Konzern ja auch bereits angekündigt, dass man den Richterspruch nicht unangefochten stehenlassen wird.
Außerdem steht auch noch das Verfahren in Karlsruhe zum Betrieb dieses angeblichen Versandhauses in Hüffenhardt aus. Versandhaus? Wieso das denn? Das ist doch ein Abgabeautomat wird sich der Uneingeweihte denken. Aber genau darauf beruhte die Argumentation der DocMorris-Anwälte. Die Bestellung laufe über ein Videoterminal, daher sei die Belieferung quasi ein Versand aus dem Ausland, da das niederländische pharmazeutische Personal ja die Waren freigeben müsse. Zum Glück hat das Gericht sich nicht von solchen freien Interpretationen beeindrucken lassen. Ohnehin hatte sich die sympathische Kapitalgesellschaft mehrfach abgesichert. Ihr gehört sowieso nichts am und im Automaten in Hüffenhardt.
Im Falle des Falles ist keiner verantwortlich
Das Warenlager ist Eigentum eines deutschen Großhandels – wer das ist, da wird noch immer spekuliert – und geht erst beim Abverkaufsvorgang für Sekunden in den Besitz von DocMorris über, bevor der Endkunde es bezahlt. Die Räumlichkeiten sind ebenfalls durch eine Tochtergesellschaft, von der zuvor noch niemand etwas gehört hat, angemietet. Und der Automat ist vermutlich ebenfalls nur geleast – ich weiß es nicht.
Alles schön über mehrere Ecken, damit im Falle einer Verurteilung zu einer Geldstrafe ja niemand zur Verantwortung gezogen werden kann. Das Spiel beherrscht DocMorris ja bekanntermaßen glänzend. Trotz allem: Die Apothekerschaft ist erleichtert. Die Augen rolle ich angesichts des in meinen Augen verlogenen Kommentars von Olaf Heinrich, der angeblich „auf eine Rechtsprechung im Sinne der Einwohner Hüffenhardts gehofft“ hatte. Mir kommen die Tränen bei so viel Altruismus.