Laut einer großen retrospektiven Kohortenstudie aus Taiwan besteht ein überraschender Zusammenhang zwischen Lunge und Dickdarm: Menschen mit obstruktiven Lungenerkrankungen haben ein höheres Risiko für Hämorrhoiden.
Die Forscher nutzten die Daten von mehr als 150.000 Menschen älter als 20 Jahre aus der National Health Insurance Research Database in Taiwan. Sie griffen für ihre Studie auf zwei große Register zurück: 1) das COPD-Register mit 51.506 Patienten, sowie 2) das nicht-COPD-Register mit insgesamt 103.012 Patienten, deren medizinische Datensätze zwischen 2000 und 2011 erstellt worden waren.
Verglichen mit der nicht-COPD-Kohorte hatten Menschen, die unter einer obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) litten, ein deutlich höheres Risiko, parallel ebenso an Hämorrhoiden zu leiden (um Alter und Geschlecht bereinigte HR = 1,56; 95 % KI: 1,50–1,62). Die kumulierte Inzidenz der Hämorrhoiden ist bei COPD im Vergleich zur nicht-COPD-Kohorte deutlich erhöht, und dies gilt sowohl für Männer als auch für Frauen gleichermaßen.
Lunge und Dickdarm halten zusammen
Während Lunge und Dickdarm in der westlichen Betrachtungsweise zwei getrennte Systeme darstellen, besteht in der TCM zwischen beiden Organen eine energetische Verbindung über den sogenannten Qi-Fluss. Zusammen nehmen sie hier wichtige Funktionen im Wasserhaushalt sowie bei der Ausscheidung und in der Immunabwehr wahr.
Die COPD ist eine Atemwegserkrankung, die insbesondere – jedoch nicht auschließlich – durch das Rauchen verursacht wird. Manifestationen der Erkrankung sind beispielsweise Dyspnoe, mangelnde körperliche Belastbarkeit sowie chronischer Husten mit oder ohne Auswurf.
Husten macht Druck
Dennoch ist COPD keine reine Lungenkrankheit. Neuere Studien zeigten, dass die COPD eine komplexe und generalisierte Erkrankung ist, welche sich außerdem auf Herz, Gefäße und Stoffwechsel auswirken kann. So könnte die COPD zu chronischen Entzündungen führen, die eine Reihe Komorbiditäten begünstigen, wie z. B. Hypercholesterinämie, Diabetes mellitus, Adipositas, Nierenversagen sowie Veränderungen am Herzgewebe mit daraus folgender Herzschwäche.
Insbesondere Adipositas gilt als ein bedeutender Risikofaktor sowohl für die COPD als auch für Hämorrhoiden. Gleichzeitig führt der höhere Druck infolge des chronischen Hustens bei COPD sehr wahrscheinlich zu einem intra-abdominalen Druckanstieg, der die Entstehung von Krampfadern im Dickdarmbereich zusätzlich fördert.
Was hat nun der Patient von dieser Erkenntnis?
COPD scheint das Risiko für Hämorrhoidalleiden zu erhöhen, welche die Lebensqualität der Betroffenen schließlich noch weiter einschränken. Aus diesem Grund empfehlen die Autoren der retrospektiven Kohortenstudie aus Taiwan: „COPD-Patienten sollten regelmäßig anorektal auf Hämorrhoiden und/oder Blutungen im Darm kontrolliert werden.“
Doch eigentlich müssten die Präventionsmaßnahmen noch sehr viel früher ansetzen. Für einen COPD-Patienten sind Hämorrhoiden bei der Masse der Belastungen mit Komorbiditäten sicher das geringste Übel, zumal das Risiko für die lästigen Krampfadern am Gesäß auch bei gesunden „Dauersitzern“ kontinuierlich mit steigendem Lebensalter zunimmt.
Rauchverzicht, Normalgewicht und viel Bewegung sind die besten Garanten für ein Leben ohne COPD und ohne Hämorrhoiden.
Quelle:
Association of chronic obstructive pulmonary disease and hemorrhoids – A nationwide cohort study Lih-Hwa L et al.; Medicine, doi: 10.1097; 2017