Eine Entscheidung zur Operation ist sorgfältig zu treffen. Im Rahmen einer Diagnostik ist sie oft hilfreich und kann positive oder negative Befunde hervorbringen.
Es ist eine Binsenweisheit, dass ein Malignom besser therapiert werden kann, wenn es früh erkannt wird. In der HNO kann man z.B. Larynxkarzinome auf den Stimmbändern schon im frühesten Stadium erkennen, weil sich Heiserkeit einstellt. Ein Ösophaguskarzinom ist meist schon groß gewachsen und auch schon metastasiert, wenn es zu nennenswerten Schluckstörungen kommt.
Unnötiger Eingriff?
Nach vier Jahren kommt Frau Sommer wieder zu uns in die Praxis, weil die Ohren dicht sind. Ich schaue in die Karte und sehe irgendwelche Briefe von 2013 aus einem Krankenhaus, schaffe es aber nicht, sie noch einmal zu lesen, bevor die Patientin eintritt.
Während ich die Ohren reinige, kommt sie selbst auf die Zeit vor vier Jahren zurück mit den Worten:
„Eigentlich wollte ich ja gar nicht mehr zu Ihnen kommen!“
Erstaunen bei mir. Sie erklärt:
„Damals haben Sie mich ins Krankenhaus geschickt, damit ich operiert werden soll. Die wussten dann gar nicht, warum und haben mich wieder weggeschickt!“
Da musste ich doch mal einen Blick in die Akte und Briefe werfen: Lymphknotenschwellung im Ultraschall über 2 cm Größe nach vier Wochen persistierend, Z.n. Antibiose und Blutentnahmen unauffällig. Moderate Raucherin über Jahre gewesen. Klinik empfiehlt sonographische Kontrollen, zu denen sie nicht erschienen war.
„Der Knoten ist auch von alleine weggegangen!“
Immer diese Ärzte, die schnell operieren wollen!
Operation als Lebensretter
Der übernächste Patient ist auch mal wegen einer Lymphknotenschwellung bei mir gewesen. Die anfänglichen Symptome waren durchaus vergleichbar. Wieder vollständige HNO-Untersuchung, Verlaufskontrolle und bei ausbleibender Besserung Einweisung ins Krankenhaus zur Diagnosesicherung.
„Erzwingen einer Diagnose“ haben wir die Histologiegewinnung bei persistierender unklarer Lymphknotenschwellung genannt. Damals war es eine Metastase eines Plattenepithelkarzinoms versteckt im Zungengrund. Es war noch nicht einmal zu Schluckbeschwerden gekommen.
Durch die rasche Diagnosesicherung konnte mit Operation und anschließender Radiochemotherapie eine Heilung erzielt werden, sofern man das nach 1,5 Jahren sagen kann. Hinterher ist man immer schlauer! Aus meiner Sicht: Lieber mal einen falsch auffälligen Lymphknoten entfernen als ein Malignom zu spät erkennen.