Noch vor wenigen Jahren waren die Notaufnahmen in den Krankenhäusern vor allem an den Wochenenden mit Jugendlichen gefüllt, die zu viel Alkohol getrunken hatten. Komasaufen wurde dieses Phänomen genannt, bei dem sich Kinder und junge Erwachsene bis zur Bewusstlosigkeit betrunken haben. Nicht selten endeten diese Sauftouren tödlich oder die Alkoholvergiftung hat bleibende Schäden hinterlassen. Jetzt sieht es so aus, als wäre das Saufen für die deutsche Jugend kein Thema mehr, denn die Zahl der alkoholisierten Jugendlichen verringert sich immer mehr und erreichte im vergangenen Jahr ihren Tiefststand.
Nicht mehr regelmäßig
Aus der Gruppe der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren trinkt mittlerweile nur noch knapp jeder Dritte mindestens einmal in der Woche Alkohol. 2012 waren es noch 40 %, die in schöner Regelmäßigkeit zu Wein, Bier und Schnaps gegriffen haben. Auch in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren verliert der Alkohol mehr und mehr an Attraktivität. Hier ist es nur noch jeder Zehnte, der regelmäßig trinkt. 2007 sah das noch ganz anders aus, denn damals lag die Zahl doppelt so hoch. Besonders erfreulich ist jedoch, dass jeder Dritte unter 18 Jahren in seinem Leben noch nie Alkohol getrunken hat.
Ein neuer Trend
Der Trend, der sich jetzt immer mehr abzeichnet, ist anscheinend langfristig, denn in den 1970er Jahren tranken noch zwei Drittel der jungen Leute regelmäßig Alkohol. Heute trinken nicht nur immer weniger Jugendliche Alkohol, sie fangen auch deutlich später damit an. 2004 waren die meisten mit 14 Jahren noch Kinder, als sie zum ersten Mal in Kontakt mit Alkohol kamen, heute hat sich das Durchschnittsalter nach oben verschoben. Alkohol hat nicht länger den Status einer Party- oder Spaßdroge, besonders diejenigen, die eine gute Bildung haben, verbinden den Genuss von Alkohol mit mangelnder Disziplin. Ein weiterer Grund, auf Alkohol zu verzichten, ist der Wunsch nach körperlicher Fitness, denn wer fit und gesund sein möchte, der darf nicht trinken. Dieser Effekt wird durch die sozialen Netzwerke wie Facebook noch verstärkt, denn viele junge Leute wollen dort ein perfektes Bild von sich zeichnen und dazu ist ein hohes Maß an Disziplin erforderlich.
Keiner will mehr abstürzen
Sogenannte „Absturzbilder“ haben die sozialen Netzwerke für einen langen Zeitraum geprägt, aber diese Bilder sind heute nicht mehr ein wichtiger Teil des Konzepts. Diese Bilder sind für viele Jugendliche mehr als nur peinlich, sie zeigen nämlich, dass jemand die Kontrolle über sein Leben verloren hat, und heutzutage möchte keiner unkontrolliert sein. Vor gut einem Jahrzehnt wurde noch eine Trendwende zum Schlechteren befürchtet, denn damals gehörte es praktisch zum guten Ton, sich zu besaufen. Aber die Zeiten, in denen das Rauschtrinken und Komasaufen modern waren, sind vorbei. Auch die gefürchteten Flatrate-Partys, in der sich junge Menschen und sogar Kinder in einen gesundheitlich sehr gefährlichen Zustand getrunken haben, gehören der Vergangenheit an.
Jungen trinken mehr
Fünf Gläser Alkohol für junge Männer und vier Gläser Hochprozentiges für Mädchen waren noch vor wenigen Jahren der Standard, heute sind immer mehr junge Frauen auf alkoholfreie Getränke umgestiegen. Anders sieht es hingegen bei den jungen Männern aus, denn hier liegt die Quote derjenigen, die mindestens einmal im Monat übermäßig Alkohol trinken, bei 16,5 %. Selbst wenn diese Zahl vielleicht hoch erscheint, im Jahre 2007 lag die Quote noch bei rund 31 %. Vor zwei Jahren wurden 22.000 Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 20 Jahren mit einer mittleren bis schweren Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus gebracht. Das ist ein Rückgang im Vergleich zu 2009 von 17 %, es ist aber leider immer noch doppelt so hoch wie im Jahr 2000.
Während es beim Trinken von Alkohol einen deutlichen Rückgang gibt, verzeichnet eine andere Droge ein Comeback – die Jugend von heute raucht wieder mehr Cannabis.