Die Bundesländer haben sich dem Kampf gegen unbesetzte Studienplätze verschrieben, speziell bei NC-Fächern wie Pharmazie oder Medizin. Gemeinsam wollen sie das sogenannte dialogorientierte Serviceverfahren weiter ausbauen.
Geheime Ländersache: Von Bürgern bislang kaum beachtet, haben die Ministerpräsidenten aller Bundesländer bereits im März beschlossen, die Vergabe zulassungsbeschränkter Studienplätze besser zu regeln. Ein neuer Staatsvertrag sieht vor, die Stiftung für Hochschulzulassung (hochschulstart.de) weitaus stärker als bislang bei Auswahlverfahren einzubinden.
Ziel sei laut Karl-Heinz Reith, möglichst alle Studienplätze mit Numerus clausus über das webbasierte „Dialogorientierte Serviceverfahren“ (DoSV) zu vergeben. Dazu gehören laut Staatsvertrag auch Medizin oder Pharmazie. Reith ist Experte für Bildung und Forschung. Er hat lange Zeit als Politik-Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gearbeitet. Seine aktuelle Analyse erschien im DSW-Journal des Deutschen Studentenwerks. „Endlich soll die Unsitte beendet werden, dass seit 2014 Jahr für Jahr jeweils zwischen 10.000 und gut 20.000 NC-Studienplätze in begehrten Mangelfächern unbesetzt bleiben“, erklärt Reith weiter. Er berichtet, zum Wintersemester 2015/2016 seien rund 11.500 Mangelstudienplätze vakant. Dazu gehören nicht nur Medizin oder Pharmazie, sondern auch zahlreiche Bachelor-Studiengänge. Mit dem einstimmigen Votum der Länder-Regierungschefs wachse der Druck auf Hochschulen wie auch einzelne Länder-Wissenschaftsministerien. Experten rechnen mit einer Umsetzung des DoSV bis zum Wintersemester 2018/2019. Noch steht die Ratifizierung durch alle Bundesländer aus. Darüber hinaus gibt es Probleme bei der Umsetzung.
Zum Hintergrund: Momentan beteiligen sich lediglich 103 aller 177 staatlichen Hochschulen mit NC-beschränkten Bachelor-Studiengängen am DoSV. Zudem hat das System noch Kinderkrankheiten, wie Insider berichten. Bis 2018 hoffen alle Beteiligten auf reibungslose Abläufe. Falls alle Schwachstellen behoben werden, könnte sich die Vergabepraxis verbessern. Bei bundesweit zulassungsbeschränkten Fächern wie Pharmazie orientiert sich das Verfahren momentan noch an Wartezeiten und Abiturnoten. Allerdings vergeben Hochschulen fast jeden zweiten Studienplatz nach eigenen, nicht immer transparenten Kriterien. Hier könnte das DoSV für mehr Klarheit sorgen.