Diese tröpfelnden „Uups-Momente“, ob beim Lachen oder Husten: Welche Frau kennt sie nicht? Völlig normal. Laut Herstellern von Inkontinzeneinlagen ist die Lösung ganz einfach – Slipeinlage rein und gut ist's. Dass es sich um ein behandelbares Krankheitsbild handelt, wird einfach überklebt.
Ich rege mich in der letzten Zeit immer wieder über diese fürchterliche Inkontinenzeinlagen-Werbung auf: „Uups-Momente passieren – C’est la vie“. So sinnvoll es auch sein mag, ein schambehaftetes Problem einmal locker anzugehen, damit die Betroffenen merken, dass Sie nicht alleine sind: Dort wird suggeriert, dass es quasi normal ist, dass auch junge Frauen immer mal ein wenig Urin verlieren. Und zwar beim Heben schwerer Dinge, beim Husten, beim Trampolin springen, beim Niesen, Lachen oder wenn sie sich erschrecken.
Nimm es locker, kleb dir eine!
Die einfache Lösung dafür laut der Herstellerfirma: Nimm es locker, c’est la vie, passiert anderen auch, einfach eine Einlage in den Slip und gut. Nein. Nein. Und nochmals: Nein! Das ist absolut nichts was man einfach übergehen sollte, eine Einlage kleben und das war’s dann. Bereits im Jahr 1998 stellte die WHO fest, dass Inkontinenz „ein größtenteils vermeidbares und behandelbares Krankheitsbild ist, und sicherlich keine unvermeidbare Konsequenz des Alterns“. In unserer Großelterngeneration gibt es sicherlich viele Betroffene, da es Rückbildungsgymnastik nach den Schwangerschaften nicht gab. Im Gegenteil. Viele der Frauen trugen auch noch ein Korsett zur „Entlastung“, was aber dazu führte, dass Muskeln abgebaut wurden und sich das Problem verschlimmerte.
Wer kennt das Problem nicht?
Aber nicht nur ältere Frauen leiden unter dieser Problematik. Kürzlich war in einer Frauenrunde beim Geburtstag eines Kindergartenfreundes meines Sohnes die Sprache von diesem Problem. Es war erschreckend, dass nur zwei von acht Frauen damit niemals Schwierigkeiten hatten oder aktuell keine haben. Und das sind alles Frauen zwischen Ende zwanzig und Mitte dreißig. Und war auch nur eine von ihnen deshalb beim Arzt deshalb? Nein! Hatte auch nur eine von ihnen mal darüber nachgedacht, dass es Möglichkeiten zur Behandlung gibt? Nein! Und warum? Weil uns unter anderem durch solche unsäglichen Werbeaussagen suggeriert wird, das sei nun mal so – C’est la vie – kleben wir uns halt eine Einlage rein, dann merkt es keiner.
Ursachen vielfältiger als ein „Uups!“
Das ist aber keine Lösung des Problems! Die Ursachen können vielfältig sein. Man kann durchaus aktiv werden und etwas dagegen tun. Übergewicht, Rauchen, Hormonmangel, ein schwacher Beckenboden, eine ungeübte Muskulatur, eine unzureichende Rückbildung nach der Entbindung, häufige Blasenentzündungen, eine unzureichende Trinkmenge, ein unbehandelter Diabetes sowie viele weitere anatomische Gründe und weitere Erkrankungen können dazu führen. Also Mädels: Traut euch damit zum Arzt! Ansonsten findet man auch schon Beckenbodengymnastik-Übungen, die nach zwei bis drei Monaten regelmäßiger Übung bereits deutliche Verbesserung versprechen.
Vorbeugen macht auch finanziell Sinn
Alles besser als aufzugeben, bevor überhaupt angefangen wurde, etwas dagegen zu unternehmen! Auch im Hinblick auf die Finanzen sollte daran gedacht werden, der Inkontinenz im Alter vorzubeugen. Das „Uups-Momente-Problem“ wird sicher unbehandelt nicht besser. Und wenn man später im Alter auf KrankeKassen angewiesen ist, die da gerade mal 12,50 € im Monat zuzahlen, dann kann das teuer werden ...