Alles an dieser Situation ist absurd: Ein Mann ruft in der Apotheke an und erzählt mir, seine Frau bekommt gerade ihre Tage. Im Urlaub! Ob man da etwas machen könne. (Spoiler: Nein.) Am Ende des Gesprächs kommt es, wie es kommen muss: Ich habe soeben seinen Urlaub zerstört.
Neulich am Telefon, passend zur Reisezeit:
„PTAchen, Vorstadtapotheke hier, was kann ich für Sie tun?“
„Hallo! Wir fahren am Wochenende in Urlaub und meine Frau bekommt genau dann ihre Tage.“
„Ja …?“
„Was können wir denn da machen?“
„Nimmt Ihre Frau denn die Pille?“
„Nein.“ (Ich hätte sonst natürlich vorgeschlagen, dass sie einmal die Pausenwoche auslässt und direkt die nächste Packung beginnt.)
„Dann weiß ich nicht, wie ich Ihnen helfen soll?“
„Ich hab da mal im Internet rumgesucht. Da gibt es doch Norethisteron. Können Sie mir sowas verkaufen?“
„Nein. Das ist ein verschreibungspflichtiges Medikament. Da müssen Sie schon zum Arzt gehen.“
„Ja aber … das geht nicht! Wir arbeiten heute noch, und am Sonntag fliegen wir schon.“
„Dann tut es mir leid.“
„Aber im Internet kann ich das doch auch einfach so kaufen!“
„Das ist ein Hormon, das in die Körperchemie eingreift. Das gehört wirklich unter ärztliche Aufsicht.“
„Das passt mir aber zeitlich nicht mehr!“
„Ich kann Ihnen da wirklich nicht helfen.“
„Toll, den Urlaub haben sie mir jetzt verdorben!“
Sorry, aber da hätte er sich wirklich etwas früher darum kümmern müssen. Oder sie. Aber dass das jetzt MEINE Schuld sein soll, den Schuh ziehe ich mir nicht an. Das ist die selbe Problematik wie wenn jemand am Wochenende bemerkt, dass die Pillenpackung leer ist und sauer ist, wenn wir nichts vorab rausgeben.
„SIE sind schuld, wenn ich schwanger werde!“
Oder wenn ich mich weigere, ein Antibiotikum ohne Rezept zu verkaufen.
„Aber ich bekomme das doch IMMER, wenn ich eine Blasenentzündung habe! SIE sind schuld, wenn das in die Nieren aufsteigt!“
Nein. Bin ich nicht. Da ist wirklich und ganz alleine die Bequemlichkeit oder die Vergesslichkeit der Kunden schuld. Mein Chef hat bei so einer Gelegenheit eine Kundin gefragt: „Gehen Sie dann mit mir zusammen ins Gefängnis? Teilen wir uns das Strafmaß?“. Das wollte sie dann doch nicht. Seltsam.