Wenn die Injektionsnadel im Pfleger statt in der Patientin landet, ist das ein großes Problem. Kostet das Medikament mehrere hundert Euro, wird es nicht gerade kleiner. Wäre halb so wild, würde der Hersteller einem die Nadelgröße für den nächsten Versuch verraten. Will er aber nicht.
Gestern rief mich ein Pfleger an, der einer älteren Dame ein mehrere hundert Euro teures Medikament spritzen wollte. Beim Aufsetzen der mitgelieferten Nadel auf die Spritze stach er sich diese allerdings versehentlich tief in die eigene Hand. Die Kanüle wollte er nun natürlich nicht noch einmal bei der Dame verwenden. Daher rief er uns an. Er bat uns herauszufinden, welche Nadelgröße auf die Spritze passt. In der ABDA fanden wir dazu jedoch keine Angabe, und so rief ich bei dem Hersteller an, um die Größe zu erfragen. Ich wurde von Position A zu B und C verbunden, bis mir ein etwas verunsichert wirkender Herr erklärte, dass er mir leider nicht weiterhelfen könne.
„Was soll das heißen? Sie werden doch die Maße ihrer Produkte kennen!“
„Ja, natürlich. Nur weitergeben können wir die leider nicht. Die Produkte anderer Firmen sind für unsere Spritzen offiziell nicht geeignet.“
„Ich werde Sie sicherlich für gar nichts verantwortlich machen, außer dafür, dass wir ohne eine Auskunft die Spritze wegwerfen müssen.“
„Tut mir leid, ich darf nichts dazu sagen.“
„Wenn Sie mir nichts sagen möchten, würden Sie uns vielleicht eine Originalkanüle zusenden? Wir zahlen selbstverständlich dafür.“
„Auch da muss ich leider nein sagen, wir dürfen die Nadeln nicht versenden.“
„Wollen Sie mir damit sagen, dass wir wegen einem Centartikel eine volle Spritze im Wert von mehreren hundert Euro wegwerfen müssen?“
„Nein, das würde ich so nicht sagen.“
„Wenn Sie uns nicht helfen wollen, müssen wir aber genau das machen! Können Sie mir bitte sagen, was wir in dem Fall tun sollen?“
„Nein, da können wir nicht weiterhelfen.“
Und das in Zeiten, in denen wir alle sparen sollen und jeder Cent zwei Mal umgedreht wird. Danke für nichts!