Nach der von DocMorris initiierten Postkartenaktion gegen das Rx-Versandverbot suchte CSU-Abgeordneter Stefinger das Gespräch mit den Kunden. Die waren sehr interessiert – daran, woher er ihre Adressen hatte. Ich frage mich, ist das Schlamperei oder Betrug?
Die ApothekerZeitung titelte am 22.05.: „Mit fingierter Post gegen das RX- Versandverbot“. Hinter der etwas sperrigen Zeile verbirgt sich folgende Begebenheit:
Vor nicht allzu langer Zeit hatte DocMorris auf seiner Homepage die Kunden dazu aufgerufen, eine Postkarte an CDU/CSU-Abgeordnete zu unterzeichnen, in der gefordert wird, dass der RX-Versand weiterhin bestehen bleiben soll. Das Porto übernahm natürlich der menschenfreundliche Konzern selbst.
Keine Antwort
Der Abgeordnete Wolfgang Stefinger machte sich nun die Mühe, den Absendern zu antworten – und bekam daraufhin direkt vielfach die überraschte Frage zu hören, woher er denn ihre Adresse hätte. Die Postkarten waren nämlich im Namen von DocMorris Kunden geschickt worden, allerdings ohne das Wissen der Absender selbst.
Herr Stefinger versuchte zunächst, bei DocMorris selbst eine Antwort auf dieses „Paradoxon“ zu erhalten, doch er bekam niemals eine Antwort. (Das ist wohl das schwarze Loch bei der Post... es gehen ja auch immer mal Rezepte verloren, die dort hin geschickt werden. Die müssen dann von der Arztpaxis wieder neu ausgestellt werden).
„Eine oder mehrere uns nicht bekannte Personen“
DocMorris konnte also aufgrund des schwarzen Loches nicht reagieren, so machte der CSU-Abgeordnete das Thema öffentlich. DoMo-Vorstand Max Müller versucht nun, zu erklären, dass es „anscheinend vereinzelt einen Missbrauch durch eine oder mehrere uns nicht bekannte Personen“ gegeben habe, um „damit DocMorris finanziell und in der Reputation zu schaden“.
Ich vermute ja, die deutschen Apotheker waren es wieder … Wie die an die Daten gekommen sind? Offenbar hat der Konzern ein kleines oder größeres Problem, Kundendaten abzusichern. Herr Stefinger hofft ebenfalls, „dass die Versandapotheke den Schutz sensibler Kundendaten ernst nimmt“.
Mysterium Datensicherheit
Das ist eben das Problem, wenn man viele Daten zentral irgendwo speichert – ein kleines Leck und es werden gleich hunderttausendfach Daten gestohlen. In einer Apotheke wäre das wohl nicht passiert, so groß sind wir gar nicht, dass sich zum Beispiel ein Hackerangriff lohnt. Da hätte Herr Müller von den vielen Millionen Euro, die in die Marketingkampagnen in Deutschland geflossen sind, mal besser ein Milliönchen für die Datensicherung abgezwackt. Fazit ist also: Entweder hat DocMorris betrogen, oder bei vertraulichen Daten geschlampt. Beides nicht besonders förderlich für die Kundenbindung, nicht wahr?