Seit Jahren beobachten Dermatologen das Phänomen, dass Akne-Patienten häufig deutlich jünger aussehen als sie es eigentlich sind. Nun fand man in einer Studie heraus, dass die überdurschschnittliche Ausschüttung des Enzyms Telomerase dafür verantwortlich sein könnte.
„Viele Jahre lang haben Dermatologen wiederholt festgestellt, dass die Haut von Akne-Erkrankten langsamer zu altern scheint als die jener Menschen, die nie mit Hautproblemen zu kämpfen haben. Der Grund dafür war bislang unklar,“ erklärt Studienleiter Simone Ribero, Dermatologin am King’s College London. Nun legt eine Studie nahe, dass dieses Phänomen im Zusammenhang mit der Länge der Telomere stehen könnte. Denn die ist bei Akne-Patienten anders aufgebaut, sodass ihre Zellen besser vor dem Alterungsprozess geschützt sind. Jedes Mal, wenn eine Zelle sich teilt, werden deren Telomere kürzer, bis zu dem Punkt, an dem die Zelle sich nicht mehr reproduzieren kann und seneszent wird oder abstirbt. Dieser Prozess ist unter anderem bei der Entwicklung von Krebs, aber auch in der Hautalterung von Bedeutung.
Bei jenen, die höhere Mengen Telomerase produzieren, altern und sterben die Zellen langsamer, weil dieses Enzym den Körper dabei unterstützt, die Länge der Telomere nach der Zellteilung neu zu bilden. In Folge weisen diese Zellen nach außen weniger deutliche Zeichen der Hautalterung wie Falten oder dünnere Hautstellen auf. Grund genug für Experten, Telomerase seit Jahren im Rahmen der Anti-Aging-Forschung auf seine Tauglichkeit zu prüfen. Das Problem: Nur bestimmte Zellen prodzieren dieses Enzym. Warum manche Menschen generell mehr davon freigeben als andere, scheint Willkür der Natur zu sein.
Um herauszufinden, warum Menschen mit Akne jünger aussehen als sie sind, maßen Robero und ihr Team Telomere weißer Blutkörperchen bei 1.205 weiblichen Zwillingen. Ein Viertel der Zwillinge berichtete, in ihrem Leben unter Akne gelitten zu haben. In einer weiteren Studie untersuchten sie 195 Zwillingspaare unterschiedlichen Alters, wovon 39 Zwillingspaare an der Hauterkrankung litten. Das Ergebnis: Im Durchschnitt hatten Frauen, die an Akne leiden deutlich längere Telomere (7.17 kilobases) als Frauen mit unauffälligem Hautbild (6.92 kb) – nachdem man Faktoren wie Alter, Gewicht und Körpergröße berücksichtigt hatte. Was es außerdem noch zu bedenken gilt: Gewissen Faktoren beeinträchtigen jede Haut, Rauchen und Adipositas können den Abbauprozess der Telomere stark beschleunigen.
Die Experten stellten zusätzlich in den Hautbiopsien der Zwillinge Genexpression fest, um herauszufinden, ob es irgendwelche spezifischen genetischen Pfade gibt, die auf ein niedriges oder erhöhtes Aknerisiko hinweisen. Schließlich stießen sie auf ein Gen, das häufiger bei Frauen ohne Akne auftrat als bei denen mit. Dieses Gen, codiert für das Zinkfingerprotein ZNF420 und ist verantwortlich für die Regulation des Zelltods.
Was die Aussagekraft der Studie angeht, gibt es allerdings einige Einschränkungen. Zwar könnten die Forscher einen Zusammenhang zwischen kürzerer Telomerenlänge, Menschen mit Akne und verlangsamter Hautalterung feststellen, nach einem biologischen Grund, der erklärt, warum Menschen die zu Akne neigen mit höherer Wahrscheinlichkeit entschleunigte Kürzungen der Telomere aufweisen, wird aber nach wie vor gesucht. Möglich wäre, dass der ZNF420-Pfad bei diesen Menschen weniger aktiv ist und deshalb den Zelltod herauszögert – diese These muss allerdings erst belegt werden. Die Studie zog zudem auch Eigenberichte- und einschätzungen über das Hautbild der Betroffenen zur Analyse heran und konzentrierte sich nur auf Frauen, diese Einschränkungen sollte man hinsichtlich der Resultate berücksichtigen. Originalpublikation: Acne and telomere length. A new spectrum between senescence and apoptosis pathways S. Ribero et al.; Journal of Investigative Dermatology, doi: http://dx.doi.org/10.1016/j.jid.2016.09.014; 2016