Der Bundespräsident hat bereits unterschrieben: Heute, am 12. Mai, wird die neue Gebührenordnung verkündet. Ab Montag dürfen Apotheker sich dann über eine deutliche Preiserhöhung freuen. (Spoiler: Wir werden trotzdem nicht reich.)
Endlich ist es so weit. Nachdem wir nun lange genug darüber geschimpft haben, dass Rezepturen seit Jahren zu schlecht vergütet werden, kommt es zu einer Erneuerung des Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetzes (mit diesem Wort könnte man jedes Scrabblespiel gewinnen …).
Nicht nur die Arbeitspreise erhöhen sich zum ersten Mal seit 2004 um je 1 Euro (die Vergütung für die Herstellung einer Rezeptur lag bisher je nach Art und Menge zwischen 2,50 und 7 Euro), sondern es kommt endlich auch der Fixbetrag von 8,35 Euro dazu, wie er auch für verschreibungspflichtige Fertigarzneimittel gilt (hier eine Beispielrechnung der ABDA zum Vergleich).
Neue Regeln bei der Rezeptur
Das freut mich besonders, denn jetzt werden hoffentlich diese unsäglichen „Hydrocortison-in-irgendeiner-Grundlage- Cremes“ weniger werden. Versteht mich nicht falsch, ich habe grundsätzlich gar nichts gegen Rezepturen und halte sie für wichtig. Aber es heißt korrekterweise „Individualrezeptur“ aus folgendem Grund: Gibt es für einen Patienten KEIN zugelassenes Fertigarzneimittel, das seine speziellen Bedürfnisse erfüllt, so stellen wir ihm gerne eine „individuell“ auf ihn zugeschnittene Rezeptur her.
Keine selbstgerührten Cremes für Sparfüchse mehr
Verträgt er zum Beispiel irgendein Konservierungsmittel nicht, das sich in allen Fertigprodukten findet, so rühren wir ihm selbstverständlich den Wirkstoff in eine Grundlage ein, die ihm nicht schadet. Benötigt man eine Creme mit mehreren wirksamen Bestandteilen, die es in dieser Kombi nicht auf dem freien Markt gibt – die Apotheke macht’s! Geht es aber nur darum, 2 oder 3 Euro zu sparen, weil bisher Rezepturen billiger waren als Fertigarzneimittel – billig für die Kasse und teuer für die Apotheken – so sind diese Zeiten ab Montag nächster Woche vorbei.
Bearbeitung endlich besser entlohnt
Bis sich das bei den betreffenden Ärzten herumgesprochen hat, wird es vermutlich noch einige Wochen bis Monate dauern, aber bis dahin werden wir wenigstens besser dafür entlohnt. Ebenfalls angehoben wird nach 30 (!) Jahren der Bearbeitungspreis für dokumentationspflichtige Arzneimittel (T-Rezepte und BTM) und zwar von 0,26 auf 2,91 Euro. Auch schön, denn man hat erstens schon einen erhöhten Aufwand bei der Dokumentation, und zweitens verlangen einige Großhändler für die Dokumentation auch schon pauschal 1 Euro. Die 0,26 waren ja wirklich ein Witz.
Werden Apotheker jetzt reich?
Jedenfalls sind diese Neuerungen ein kleines Pflaster auf der Wunde der Apotheker. Was ich nun eher unpassend finde, ist, dass schon mit großen Zahlen um sich geworfen wird: 100 Millionen bekämen die Apotheker nun jährlich mehr Geld. Weiß man das denn jetzt schon so genau? Ich denke, dass die Anzahl der Rezepturen sinken wird (da jetzt unrentabel), und schon alleine dadurch diese Zahlen keinen Bestand haben werden. Außerdem: Selbst wenn diese hohe Zahl erreicht wird – das sind pro Apotheke 400 Euro monatlich mehr. Ich schätze mal, dass sich davon kein Apothekenleiter einen Porsche leisten kann … Was allerdings wieder durch die Presse gehen wird, ist der „gierige Apotheker“, der die Krankenkassen schröpft.