So ein Patientendossier ist schon Gold wert. Besonders bei sorgfältiger Führung. Schlecht nur, dass es damit nicht alle Parteien bzw. Ärzte so genau nehmen. In diesem Fall konnte das Warnsystem in unserer Apotheke meine Kundin vor einer bösen allergischen Reaktion bewahren.
Wir führen in der Schweiz Patientendossiers in Apotheken. Darin geben wir ein, was und wann an rezeptpflichtigen Medikamenten abgegeben wurde. Außerdem können wir Zusatzinformationen wie Allergien oder andere genommene Medikamente darin vermerken. Das erlaubt uns auch bei Medikamenten, die von verschiedenen Ärzten oder im Krankenhaus verschrieben wurden, abzugleichen, ob es da eventuell ein Problem gibt wie Allergien oder Wechselwirkungen. Zumindest, wenn es bei uns in der Apotheke bezogen wurde. In die Dossiers anderer Apotheken haben wir keine Einsicht. Das ändert sich vielleicht einmal, wenn das elektronische Patientendossier kommt, das zentral irgendwo gespeichert und der Zugang dazu mit Patientenerlaubnis für die Apotheke freigegeben wird. Bis dahin arbeiten wir mit dem, was wir haben … Und das ist gut so: Als ich die verschriebenen Co-Amoxicillin ins Patientendossier eingeben will, erscheint eine Warnung: Mögliche Allergie! Und im Kommentar bei ihr finde ich dasselbe: Co-Amoxicillin nicht vertragen. Das Datum ist von vor etwa 2 Jahren.Pharmama: „Der Computer zeigt mir eine mögliche Allergie an.“Patientin: „Oh nein, ist das wieder das Antibiotikum? Ich habe die Ärztin extra gefragt, ob sie mir etwas anderes aufschreibt.“Pharmama: „Ich habe da einen Kommentar im Computer von vor 2 Jahren, was war denn genau das Problem?“
Manchmal ist es nicht wirklich eine Allergie, sondern es waren nur Magenprobleme.Patientin: „Ja, das stimmt, damals habe ich das von ihr bekommen, dann habe ich einen Ausschlag entwickelt, von oben bis unten. Man hat im Krankenhaus auch noch einen Allergietest gemacht. Das vertrage ich wirklich nicht! Das habe ich der Ärztin damals danach auch mitgeteilt!“
Also doch eine Allergie.Pharmama: „Ich sehe, dass Sie damals später ein anderes Antibiotikum verschrieben bekommen haben, das Clindamycin. Haben Sie das vertragen?“Patientin: „Ja.“ Daraufhin habe ich die Ärztin angerufen und ihr mitgeteilt, dass die Patientin eine Allergie auf das Antibiotikum hat. Und dass sie das auch bei sich im Computer festgehalten haben müsste und ob sie wieder das Antibiotikum für die Patientin will, dass sie damals als Ersatz verschrieben hat. Sie wollte.Patientin: „Das kann ich nicht verstehen, wenn ich sie schon darauf hinweise. Und dann verschreibt sie mir wieder genau das!“ Ja, verstehe ich manchmal auch nicht. Schlechte Dossierführung vielleicht? System gewechselt oder Handschrift nicht mehr lesbar, wer weiß. Trotzdem zeigt sich auch hier wieder einmal, wie wichtig eine zweite Kontrolle in der Apotheke ist.