Da unser Apothekenbote gerade gesundheitlich angeschlagen ist, liefern wir zur Zeit dringend benötigte Medikamente selbst. Aus einer Tour wurden diesmal drei, weil ein paar Dinge fehlten. Unter anderem „Peniscreme“ und ein vom Fliesenleger verschriebener Magenschutz.
Es ist immer wieder etwas besonderes, einmal zu sehen, wie unsere Kundschaft so wohnt. Es gibt aber auch Tage, die stehen einfach unter keinem guten Stern. Solch einer war gestern. Ich steige zu Herrn H. hinauf, der im 3. Stock wohnt.
Er bedankt sich für mein Kommen, ich lächle ihn an mit den Worten „Das machen wir doch gerne, Herr H.“ Er packt die mitgebrachte Tüte aus und antwortet: „Da fehlt doch was! Wo ist denn meine Peniscreme?“ Mein Lächeln gefriert auf dem Gesicht. Das war jetzt irgendwie zu viel Information. Ich verspreche, mich darum zu kümmern, und den Arzt zu fragen, warum die nicht aufgeschrieben wurde.
In Tüte 2 fehlt auch was
Der nächste Anlaufpunkt ist Frau Zinn. Auch diese packt die Tüte aus und fragt direkt, warum ich nur ihre „Popocreme“ dabei habe, und nicht das Novalgin. Zum Glück haben beide den selben Hausarzt, sodass schnell geklärt ist, wo das Problem liegt: Die Rezepte, die in der Mittagspause eingeworfen werden sollten, liegen noch im Auto der MFA. Sie hat vergessen, sie einzuwerfen.
Alles nochmal von vorne, danke und tschüss
Also los zu Tour Nr. 2. Inzwischen ist noch ein weiterer Bote dazu gekommen: Per CallMyApo hat jemand ein Rezept bestellt, das eilig ist. Wir sind ja flexibel. Also erst die Peniscreme gebracht, dann das Novalgin ausgefahren, dann die CallMyApo-Bestellung.
Dort macht mir ein Mann die Türe auf, schnappt sich die Tüte, murmelt „Danke und Tschüss“ und schließt die Tür. Äh … und das Rezept? Ich klingle wieder. „Was denn noch?“, fragt er. "Ich brauche das Rezept noch" „Wieso?“ „Weil wir das mit der Krankenkasse verrechnen müssen.“ „Weiß ich von nix“, ist seine Antwort. Zum Glück erscheint in dem Moment seine Frau und erlöst mich. Sie ist wirklich freundlich, was mich wieder versöhnlich stimmt.
Es ist sehr dringend, es geht um einen Magenschutz
Zurück in der Apotheke erreicht mich folgende Hiobsbotschaft: Frau Zinn hat angerufen. Sie wollte nun DOCH lieber Novalgin-Tropfen und keine Tabletten. Ich möge doch bitte nochmal kommen und sie austauschen. Während ich noch mit meinem Schicksal hadere und den Nachmittagskaffee herunterstürze, klingelt das Telefon abermals. Frau Etzolf benötigt Tabletten für den Magen: „Sie wissen ja, ich nehme schon so lange Ibuprofen. Das schädigt ja doch auf Dauer.“
Ich lege ihr ans Herz, in der nächsten Woche bei ihrem Hausarzt vorbei zu schauen, und empfehle bis dahin mal eine kleine Packung Pantoprazol. Omeprazol scheint mir in Kombination mit der sonstigen Medikation ungeeignet, und die üblichen Magaldrate sowieso, da sie so viele andere Arzneimittel einnimmt, deren Wirkung bei gleichzeitiger Einnahme herabgesetzt ist.
Was der Fliesenleger sagt
Ich fahre also ein drittes Mal an diesem Tag weg, bringe Novalgin-Tropfen zu Frau Zinn und Pantoprazol zu Frau Etzolf. Dort rede ich ihr nochmal zu, am Montag gleich bei ihrem Hausarzt zu sagen, dass sie die Ibuprofen nicht mehr so gut verträgt und Magenschmerzen hat – oder doch nicht, denn sie entgegnet mir nun:
„Magenschmerzen? Nein, kann ich eigentlich nicht sagen.“
„Wieso sollte ich denn dann mit den Pantoprazol kommen?“
„Wissen Sie, der Fliesenleger ist ja gerade bei uns. Und der hat mir gesagt, dass es unverantwortlich ist, Ibuprofen ohne zusätzlichen Magenschutz einzunehmen.“
„Der Fliesenleger.“
„Genau.“
„Aber wenn Sie doch keine Beschwerden haben … dann müssen Sie nicht zwangsläufig etwas zusätzlich einnehmen!“
„Der hat das gesagt, also vertrau ich ihm mal. Danke fürs Bringen!“
Erstmal in der Apotheke Handerwerker-Tipps geben
Ich geh zurück in die Apotheke und geb ein paar Tipps zum korrekten Anmischen von Tapetenkleister, der besten Methode, Spiegelfliesen zu schneiden, und wie man am schnellsten Siphons reinigt. Bin ja vom Fach.