Das DocCheckNews-Interview mit dem allgemeinärztlich-internistisch-pädiatrischen Kollegen weiter: "Im Frühjahr kommen vermehrt Eltern in die Praxen mit der Frage, ob sie oder ihre Kinder sich gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen lassen sollen. Die Krankheit wird durch ein Virus verursacht, das vor allem von der Zecke Ixodes (I.) ricinus übertragen wird. Sie ist vor allem im Frühjahr und Sommer aktiv..."
RKI zu FSME-Risiko und -Verbreitung
Doch Kollege "Dr. med. Niklas Schurig - Arzt für Allgemeinmedizin - Praxis für Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Diabetologie, Geriatrie, Notfall-, Intensiv-, Palliativmedizin, Akupunktur - Berufsausübungsgemeinschaft - Akademische Lehrpraxis der Universität Heidelberg"
muss nur einmal ernsthaft sich s e l b s t bzw. seine Praxis-Kollegen und MitarbeiterInnen fragen, w a r u m wohl das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt: „In den beiden Bundesländern mit der höchsten Inzidenz, Baden-Württemberg und Bayern liegt die Inzidenz bei Kindern unter fünf Jahren sowie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 29 Jahren mit 0,5 bis 0,6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohnern pro Jahr am niedrigsten, bei Kindern im Alter von fünf bis 14 Jahren bei 0,9 bis 1,0, um dann auf rund 1,7 bei Erwachsenen ab 40 Jahren anzusteigen“..?
(Stand 2016)
FSME geimpft - FSME geschützt
Weil gerade diese jungen Populationen der Kinder unter 5 bis zu den jüngeren Erwachsenen bis 29 Jahren seit Jahrzehnten die h ö c h s t e n vollständigen FSME-Impfraten in den bekannten Risikogebieten aufweisen und damit gerade besonders häufig impfprotektiv erkrankungsfrei bleiben.
Fake-News oder infektiologische Einfalt?
Und genau diese Tatsache wird von dem Kollegen o h n e eigene Fallzahlen und Serokonversions-Daten aus seiner Praxis gar nicht inhaltlich gegenteilig belegt. Sie wird sozusagen infektiologisch naiv zur U m d e u t un g der durch den infizierten Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) regional bedingten infektions-epidemiologischen FSME-Verbreitung in Deutschland im Sinne einer angeblich niedrigeren FSME-Infektionslast m a n i p u l a t i v bei den jüngeren Patienten missbraucht. Das ist für sich allein genommen schon schlimm genug!
Schlicht gestricktes Infektions-epidemiologisches Repertoire
Aber warum musste sich, mit Verlaub, die DocCheckNews-Redaktion, die ich ansonsten für fachlich hochkompetent, integer und unbestechlich halte, damit zum Büttel "alternativer Fakten" und biostatistischer Einfalt machen lassen? Um sich vor den Karren derjenigen spannen zu lassen, die naiv-empiristisch nahezu jegliche impräventiv vermeidbare Krankheiten nach erfolgreich durchgeführten ärztlichen und pflegerischen Impfkampagnen für harmlos, irrelevant, ungefährlich oder durch allgemeine Hygienemaßnahmen ausgerottet erklären, um ihre angeblich von Anfang an gehegte Impf-Skepsis zu befriedigen?
Mit freundlichen und kollegialen Grüßen und Danke für die sehr kontroverse, lebhafte Diskussion! Dr. med. Thomas G. Schätzler, Facharzt für Allgemeinmedizin Dortmund
P.S.: Eine umfassende Darstellung von Impfskepsis nicht nur gegenüber FSME gibt DIE ZEIT-online
"Impfungen retten Kinderleben. Doch vielen Eltern sind sie zu gefährlich. Sie vertrauen lieber ihrem Gefühl. Warum?"