Nach wie vor haben Apotheker Probleme bei der Beschaffung wichtiger Arzneimittel. DAV-Chef Fritz Becker fordert mehr Transparenz. Großhändler wollen sich nicht den schwarzen Peter zuschieben lassen – und preschen nach vorne.
Das Trauerspiel geht weiter: „Wer in seine Apothekensoftware schaut, der findet inzwischen eine erschreckend lange Liste nichtverfügbarer Arzneimittel“, erklärte Fritz Becker in München. Der Präsident des Deutschen Apothekerverbands (DAV) weiter: „Längst betrifft es nicht nur Standardpräparate.“ Auch Impfstoffe und Antibiotika seien zum Teil „über Monate hinweg nicht mehr verlässlich verfügbar“. Becker kann nicht ausschließen, dass aus Lieferschwierigkeiten Versorgungsengpässe oder gar Notfallsituationen werden.
Deshalb fordert der DAV Politiker auf, Maßnahmen zu ergreifen, um die Verfügbarkeit von Arzneimitteln zu gewährleisten. „Ausschreibungen müssen so gestaltet sein, dass mindestens zwei pharmazeutische Anbieter den Zuschlag erhalten“, so Becker. Außerdem bezeichnete er die Importquote als „veraltetes Marktsteuerungsinstrument, das in Zeiten der Rabattverträge nur noch minimale Einsparungen erzielt“. Seit Jahren verlangen Apotheker, diese Regelung abzuschaffen – bislang ohne Erfolg. Gleichzeitig regte der Präsident an, Apotheker, Großhandel und Industrie sollten gemeinsam versuchen, „durch noch mehr Transparenz in der Lieferkette den einen oder anderen Lieferengpass [zu] verhindern“. Wer eigentlich hinter den Engpässen steckt, bleibt unklar. Großhändler und Hersteller sehen die Schuld jeweils beim anderen Handelspartner.
Thomas Trümper, Chef des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro), will davon nichts mehr hören. Er kündigte an, der Großhandel verpflichte sich zu mehr Transparenz. Dazu will Trümper jeden Monat Statistiken über den Verlauf von Warenströmen veröffentlichen. „Kontingentierungen passen nicht in einen freien Markt“, sagte der Phagro-Vorstand. Tim Steimle, Fachbereichsleiter Arzneimittel bei der TK, wartet mit einem anderen Vorschlag auf. Er kann sich vorstellen „Informationen über Lieferunfähigkeiten unserer Rabattvertragspartner in die Apothekensoftware einzuspielen“. Die Idee hätte einen entscheidenden Nachteil: Plötzlich definieren Kassen, wann Engpässe vorliegen – und wann eben nicht.