Im Gegensatz zum Vorklinik-Bergauf-Gestrampel gleicht das klinische Studium einem entspannten Rollen-Lassen mit Rückenwind. Organisatorisch kamen Fragen auf, denen ich zunächst ratlos gegenüber stand. Jetzt freue ich mich darauf, von Kollegen in der Klinik zu lernen
Wie dringend muss ich mich um eine Doktorarbeit kümmern? Wie finde ich Doktoranden-Stellen? Was sind dabei meine Auswahlkriterien? Ist es vermessen, hierbei auf ein Thema zu hoffen, das mich auch interessiert? Was muss ich bis zum zweiten Staatsexamen überhaupt erledigt haben? Wo muss ich wann famulieren – und wie lange?
Überhaupt an diesen Punkt zu kommen, war für mich nicht leicht. Mit einem Durchschnitt von 2,1 war mein Abi nicht schlecht, aber eben nicht gut genug für eine Zulassung. Während 80% meiner Kommilitonen noch in ihrer ersten WG seit Auszug aus dem Elternhaus wohnen, habe ich vor ein paar Wochen mein elftes Zuhause eingerichtet.
Nach dem Abi ging es für mich als Au Pair nach Schweden, danach für die Rettungsassistenten-Ausbildung nach Frankfurt. Als mir auch dieser Bonus keinen Studienplatz verschaffte, versuchte ich mein Glück in Brüssel. Das Biomedizin-Studium ist dort zulassungsfrei – findet aber auf flämisch statt.
Leider merkte ich relativ schnell, dass mich weder das Land noch die Sprache richtig begeistern konnte. Zum Leid der Biomedizin galt daher nun alle Energie der Vorbereitung des Medizinertests „TMS“. Monate intensivster Vorbereitung zahlten sich aus: Das Ergebnis von 99% spricht für sich und verschaffte mir in Kombi mit meiner Ausbildung den Studienplatz.
Während sich mir zur Doktorarbeit die unterschiedlichsten Lösungsansätze präsentieren, war die Famulatur-Frage schnell eindeutig beantwortet. Auf meiner To-Do-Liste für die kommenden Semesterferien stehen: Ein Monat Famulatur beim Hausarzt, zwei Monate im Krankenhaus und einen weiteren Monat in einer Arztpraxis oder ambulanten Einrichtung. Die Approbationsordnung gibt mir so eine grobe Marschrichtung, die individuelle Gestaltung liegt bei mir.
Die erste Famulatur ist von Gruselgeschichten umwoben. Man spricht vom „kalten Wasser“, von unsichtbaren „Fallstricken“ und „Fettnäpfen“. Na das macht Mut. Um der Zeit den Schrecken zu nehmen, habe ich mir daher meinen persönlichen Nichtschwimmerbereich gesucht: den Ort, an dem für mich vor sieben Jahren alles begann.
Meine medizinische Ausbildung startete mit einem vierwöchigen Klinikpraktikum. Als angehende Rettungssanitäterin schnupperte ich in die Welt der Anästhesie und Intensivmedizin rein – eine unglaublich lehrreiche Zeit. Mit viel Geduld hämmerte mir ein erfahrener Krankenpfleger die Grundregeln des organisierten und gewissenhaften Arbeitens ein. Auf viele seiner Tricks der Patientenkommunikation greife ich noch heute im Einsatz regelmäßig zurück.
Ich habe mich daher riesig über die Zusage gefreut, dass ich in eben jener Anästhesie-Abteilung famulieren kann und bin gespannt, in wiefern mir mein frisch erworbenes Pharma-Wissen die Orientierung in der Welt der Betäubung erleichtert. Ich hoffe sehr, dass sich meine Hände nach zwei Jahren praxisarmer Vorklinik schnell daran erinnern, wie automatisch sie einst Zugänge gelegt und intubiert haben. Und ich hoffe auf neue Idole, an die ich in weiteren sieben Jahren zurück denken und für ihre Tipps und Weisheiten danken kann.