Nach den Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefragt, denken die meisten Menschen an Faktoren wie Übergewicht und hohe Cholesterinwerte. Und das auch zu Recht. Doch wie eine neue Studie aus München belegt, wirken sich psychische Krankheiten wie Depressionen ebenfalls auf die Herzgesundheit aus.
Im Detail führen die Forscher aus: 15 Prozent der Todesfälle durch Herzkrankheiten wären vermeidbar gewesen, wenn die Patienten nicht zusätzlich an einer Depression gelitten hätten. Auch über diesen Zusammenhang macht der diesjährige Weltgesundheitstag am 7. April zum Thema Depression aufmerksam. Motto: „Depression – Let’s Talk“.
Risikofaktor wie Fettleibigkeit und hohe Cholesterinwerte
Studienleiter Karl-Heinz Ladwig ist sich sicher: „Ein psychisches Phänomen kann größere Einflüsse auf den Körper haben, als man bisher dachte.“ Der Professor hat zusammen mit anderen Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München, der Technischen Universität München (TUM) und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) die Daten von über 3.000 Männern zwischen 45 und 74 Jahren ausgewertet.
„Unsere Daten zeigen“, erklärt Ladwig das Ergebnis, „dass Depressionen eine mittlere Effektstärke innerhalb der großen, nicht angeborenen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erreichen.“ Damit gilt eine Depression als ähnlich schädlich für das Herz-Kreislauf-System wie zu hohes Körpergewicht und zu hohe Blutfettwerte. Nur Bluthochdruck und Zigarettenkonsum sind noch gefährlicher.
Obwohl in der Studie lediglich Männer berücksichtigt wurden, ließe sich das Ergebnis uneingeschränkt auch auf weibliche Patienten übertragen.
Herz und Depression gleichermaßen behandeln
Die Wissenschaftler schlussfolgern, dass Risikopatienten mit einem Herzleiden immer auch auf Depressionen hin untersucht werden sollten. Nur durch die Zusammenarbeit von Hausärzten, Kardiologen und Psychiatern ließe sich die Zahl der Todesfälle durch Herzerkrankung in Kombination mit Depression verringern. So muss etwa die medikamentöse Behandlung von Herzschwäche mit Wirkstoffen wie Sacubitril &Valsartan um eine psychologische Betreuung ergänzt werden. Über Möglichkeiten für die Behandlung von Depressionen gibt der Weltgesundheitstag Aufschluss.
Doppelrisiko für Patienten
Depressionen und Herzerkrankungen bergen ein Doppelrisiko für die Patienten. Wer an einer Herzkrankheit leidet, kann dadurch depressiv werden. Eine Depression wirkt sich wiederum negativ auf den Körper und die Blutgefäße aus. Die ausgeschütteten Stresshormone führen zu Entzündungen in den Gefäßen, die ihrerseits Blutgerinnung und verstopfte Adern nach sich ziehen. Daneben kümmern sich depressive Herzpatienten weniger um die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente und achten nicht auf eine gesunde Ernährung oder ausreichend Sport.