Der Markt für E-Zigaretten und Liquids boomt, während vor allem in Deutschland das Für und Wider kontrovers diskutiert wird. Das britische Department of Health kommt hingegen in einer Studie zu dem Schluss, dass die Methode deutlich weniger gesundheitsschädlich ist als Tabakrauchen und zur Rauchentwöhnung geeignet ist.
Immer häufiger sieht man überall Menschen, die mithilfe von E-Zigaretten teils gewaltige und mitunter wohlriechende Dampfwolken ausstoßen. Doch es gibt viele, darunter auch Mediziner und Politiker, die vehement gegen das sogenannte Dampfen sind, sei es aus einer Null-Drogen-Haltung heraus, aus wirtschaftlichen Interessen oder aus Konservativismus. Unter anderem wird es immer wieder als Einstiegsdroge, die letztlich doch zum Rauchen führt, diskutiert. Entsprechend kritisch ist das Medienecho zu diesem Thema.
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) betonen gerne die Schädlichkeit des E-Zigaretten-Konsums, welche selbst die Konsumenten nicht abstreiten, und vernachlässigen dabei, dass E-Zigaretten immer noch deutlich weniger schädlich sind als Rauchen. Die vermutete Risikoreduktion liegt bei 95%.
Das sagt das britische Department of Health
Eine bereits 2015 veröffentlichte Stellungnahme des britischen Department of Health kommt anhand der bis dahin vorliegenden Studiendaten hingegen zu folgenden Empfehlungen und Schlüssen:
TPD2
Die auf der EU-Richtlinie 2014/40/EU (EU-Tabakrichtlinie) fußende, seit dem 20.05.2016 geltende und spätestens ab dem 20.05.2017 in vollem Umfang umzusetzende neue Tabakprodukteregelung (TPD2), welche unter anderem eine Werbeverbot für E-Zigaretten und Liquids, Warnhinweise auf Umverpackungen und einen „Beipackzettel“, das Verbot bestimmter Aromen (voraussichtlich zunächst einmal Menthol) sowie einer Obergrenze von 20 mg/ml für den Nikotingehalt und eine Registrierung von neuen Produkten sechs Monate vor Markteinführung vorschreibt, zielt in eine andere Richtung.
Sind E-Zigaretten ungefährlich?
Die Gegner des Dampfens betonen, E-Zigaretten seien nicht ungefährlich, was auch niemand ernsthaft abstreitet. Nikotin ist eine suchterzeugende Substanz. Die langfristigen gesundheitlichen Risiken sind derzeit noch nicht sicher abschätzbar. Klar ist jedoch, dass Rauchen in jeder Hinsicht deutlich schädlicher ist. Trotzdem sollte, da es sich bei nikotinhaltigen Liquids um eine legale Droge handelt, der Jugendschutz greifen und der Handel natürlich entsprechend reglementiert sein, was bereits gängige Praxis ist. So kann man Liquids online in Deutschland genau wie Tabakprodukte nur nach einer entsprechenden Alterskontrolle bestellen.
Der Nikotingehalt in der Raumluft ist verschwindend klein, so dass „Passivdampfen“ – ganz im Gegensatz zum gesundheitsschädlichen Passivrauchen – kein Problem darstellt. Nikotin selbst gilt nicht als karzinogen, wird vom Körper rasch abgebaut und ist – in den durch Rauchen oder Dampfen üblicherweise aufgenommenen Dosen – wenig toxisch. Allerdings kann es in sehr hohen Dosen oder bei „Ungeübten“ durchaus zu Vergiftungserscheinungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, verstärktem Speichelfluss und erhöhtem Puls kommen. Die letale Dosis von Nikotin dürfte allerdings deutlich höher liegen, nämlich bei 0,5 g oral zu sich genommen, als im Allgemeinen angenommen.
Zwischen 2010 bis 2012 wurden in den USA 35 Fälle von Intoxikationen bei Personen im Alter zwischen 8 Monaten und 60 Jahren bekannt, die Liquids (mit einer Nikotinkonzentration 4 und 30 mg/ml) zu sich genommen hatten: Die Symptome waren insgesamt wenig ausgeprägt und in allen Fällen vorübergehend. Davon wurden fünf Personen in einer Notaufnahmen untersucht, aber keine stationär aufgenommen. 2016 wurde jedoch ein Fall publiziert, in dem ein sechsjähriges Mädchen unbeabsichtigt geschätzte 703 mg Nikotin durch ein Liquid mit zu hoher Konzentration unbeabsichtigt getrunken hatte und in Folge intubationspflichtig wurde. Die Mutter des Kindes hatte das Liquid in eine leere Medikamentenflasche umgefüllt, und der Vater hatte dann seiner Tochter das vermeintliche Analgetikum verabreicht.
Eine bereits 2014 publizierte Studie zeigt ferner, dass Dampfen – entgegen anderslautender Warnungen – sogar bei Ex-Rauchern mit Asthma einen positiven Einfluss auf die Lungenfunktion hat und die Anzahl von akuten Anfällen und Atemwegsbeschwerden gegenüber Rauchern reduziert. Dieser Benefit konnte auch nach einer längeren Beobachtung weiter nachgewiesen werden, wie eine Follow-up-Studie aus dem Jahr 2016 belegte.
Die britische Royal Society of Public Health ging 2015 sogar so weit, die Schädlichkeit von Nikotin auf eine Stufe mit Koffein zu stellen, und rief dazu auf, den öffentlichen schlechten Ruf der Substanz richtig zu stellen, da die mit dem Rauchen verbundenen gesundheitlichen Risiken in erster Linie durch die Kombination mit den anderen im Tabakrauch enthaltenen toxischen und karzinogenen Substanzen hervorgerufen würden.
Ansonsten tragen sicherlich auch die sogenannten „Cloud Chaser“, die mit ihren E-Zigaretten möglichst große Dampfmengen produzieren wollen und damit ihre Umwelt womöglich belästigen, nicht zur allgemeinen Akzeptanz bei.
Wichtiges für Umsteiger
Wer vom Rauchen auf das Dampfen umsteigen will, sollte einige Tipps beachten:
Es ist in jedem Fall empfehlenswert, sich bei der Anschaffung in einem Fachgeschäft beraten zu lassen.
Originalpublikationen:
E-cigarettes: an evidence uptate – A Report commissioned by Public Health England
E-cigarettes: a new foundation for evidence based policy and practice
Meyer B. How much nicotine kills a human? Tracing back the generally accepted lethal dose to dubious self-experiments in the nineteenth century. Arch Toxicol (2014): 5-7
Polosa R, Morjaria J, Caponnetto P et al. Effect of smoking abstinence and reduction in asthmatic smokers switching to electronic cigarettes: evidence for harm reversal. Int J Environ Res Public Health (2014): 4965-4977
Polosa R, Morjaria JB, Caponnetto P et al. Persisting long term benefits of smoking abstinence and reduction in asthmatic smokers who have switched to electronic cigarettes. Discov Med (2016): 99-108
Nobel MJ, Longstreet B, Hendrickson RG, Gerona R. Unintentional Pediatric Ingestion of electronic cigarette nicotine refill liquid necessitating intubation. Ann Emerg Med (2016): 94-97
RSPH: Nicotine “no more harmful to health than caffeine”