Herr Timber war mal wieder bei uns in der Apotheke. Diesmal brauchte er Natriumchloridlösung und ein Infusionsbesteck. Andernorts hätte man vielleicht schon das Bundesamt für Polizei wegen verdächtiger Chemikalien informiert. Aber wir kennen unsere Kunden.
Neues von Herrn Timber
Es gibt wieder mal eine neue Anfrage von Herrn Timber. Ihr erinnert euch noch an Herrn Timber? Das ist der Herr mit den lustigen Anfragen bezüglich Chemikalien. Von weitem betrachtet mag das tatsächlich suspekt erscheinen. Aber so wie ich ihn kennengelernt habe, ist er kein Fall für eine Meldung an die Fedpol. Er hat einfach nur interessante Hobbys.
Was? Ihr habt das noch nicht mitbekommen? In der Schweiz wurden die Apotheken nun offiziell dazu aufgerufen, dem Bundesamt für Polizei verdächtige Chemikalienkäufe zu melden. Terrorismusprävention und so.
Chemikalien aus dem Discounter, Gartencenter, Internet
Nun. Ich weiß ja nicht, wie es bei euch ist, aber hier verkaufen wir nicht mehr sehr viele Chemikalien an Privatpersonen. Und vor allem keine größeren Mengen. Ich vermute, das hängt damit zusammen, dass es vieles jetzt nicht mehr wie früher nur in der Drogerie und Apotheke, sondern auch im Supermarkt gibt (Brennsprit, Ablaufreiniger, WC-Reiniger, Nagellackentferner) oder im Gartencenter (Düngemittel) oder im Internet.
Auffällig harmlos
Wie gesagt, kaum jemand verlangt in der Apotheke nach derlei exotischen Dingen. Da fällt praktisch jeder auf. Aber Auffallen heißt nicht unbedingt verdächtig sein. Das hat man zumindest hierzulande erkannt, weshalb die Meldung auch freiwillig ist. Das finde ich gut – denn wir kennen unsere Kunden.
Herr Timber war sicher sehr auffallend mit seinem Wunsch nach mehreren Litern Wasserstoffperoxid. Er hatte aber auch eine gute Erklärung für seinen Wunsch und gar nichts dagegen, dass ich mir (auch damals schon) seine Daten habe geben lassen.
Nächste Station: Apotheke
Diesmal will er aber keine Chemikalien. Die hat er anscheinend schon. Er streckt mir ein kleines Metallröhrchen von etwa 1,5 cm Länge hin und erklärt mir, dass das etwas zum „Rauch machen“ ist bei der Modelleisenbahn.
Man füllt Rauchmittel ein und mit ein bisschen Strom raucht das dann. Aber leider nur für etwa fünf Minuten. Herr Timber: „Ich brauche irgendetwas, damit das ein paar Stunden raucht. Ich habe gedacht, wenn ich so ein Infusionsbesteck und eine Flasche daran hänge, geht das vielleicht. Bekomme ich so etwas von Ihnen?“
Zur Info: Natriumchloridlösung mit Infusionsbesteck ist eigentlich rezeptpflichtig. Liegt an der Anwendungsart, nicht an dem was drin ist. Aber hier wird die Lösung ja nicht intravenös angwendet.
Ja, er hat von mir die NaCl-Flasche mit Infusionsbesteck bekommen. Und eine Nadel, damit das mit dem Metallröhrchen verbunden werden kann. Anscheinend hat es geklappt, denn als nächstes brauchte Herr Timber noch eine große Spritze zum Nachfüllen der Flasche. Ich sag ja: Interessante Hobbies.