Als gestern die ABDA News reinkamen, mussten wir uns erst einmal die Augen reiben: „Parkinson-Patienten setzen auf Apotheken vor Ort/Vereinbarung zwischen ABDA und Deutscher Parkinson Vereinigung“ Diese Nachricht, so unspektakulär sie im ersten Moment für „Nichteingeweihte“ erscheinen mag, hat es richtig in sich.
Wir erinnern uns: Im Oktober kippte der Europäische Gerichtshof die RX- Preisbindung. Zu diesem Urteil kam es überhaupt nur, weil die niederländische Versandapotheke DocMorris den Mitgliedern eben jener Deutsche Parkinson Vereinigung (dPV) Boni auf verschreibungspflichtige Medikamente versprochen hatte. Die Wettbewerbszentrale klagte daher gegen die dPV vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf und die verwiesen die Klage weiter an das EuGh. Der Ausgang der Klage als Ohrfeige für deutsche Präsenzapotheken ist bekannt.
Nun die Kehrtwende: Die dPV hat nach Vorgesprächen mit der ABDA im Dezember die Seiten gewechselt und DocMorris trotz Boni den Rücken gekehrt. Der Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Mehrhoff sagt wörtlich: „Versandapotheken sind zwar telefonisch erreichbar, aber in der Betreuung der Parkinson-Patienten haben Apotheken vor Ort den klaren Vorteil, ganz nah dran, schnell verfügbar und persönlich ansprechbar zu sein.“
Man möchte unwillkürlich nachfragen „Und das merkt Ihr jetzt erst?“
Nachdem er direkt im Anschluss an das Urteil dieses „mit großer Genugtuung zur Kenntnis“ nahm und sich freute, dass sich „verkrustete Strukturen aufbrechen“, schlägt er heute ganz andere Töne an. Die parkinsonkranken Mitglieder selbst haben ihm klargemacht, dass „der unmittelbare Kontakt zur Apotheke“ wichtig sei.
Ich persönlich freue mich einfach über diesen radikalen Umschwung und hoffe, dass dies nun die Richtung ist, die für alle chronisch kranken Menschen gilt: Die Apotheke vor Ort ist der beste und zuverlässigste Partner, der die kranken Patienten als Menschen mit all ihren Bedürfnissen sieht und nicht als Rezeptlieferanten, die nur Profit bringen sollen.
Vom Galoppieren und der Partnerwahl
Trotzdem meint Merhoff, dass Gesundheitsminister Gröhe sich mit seinem Festhalten am Versandverbot „flott vergaloppiert“ habe und ihm „Karlsruhe eben auf die Finger hauen“ müsse. Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen, finde ich. In diesem Beispiel zeigt sich eigentlich sehr deutlich wer sich hier in der Vergangenheit mit seiner „Partnerwahl“ vergaloppiert hat und wem die eigenen Mitglieder auf die Finger gehauen haben, nicht wahr?! Und das schreibe ich natürlich völlig ohne Häme ...