Nicht nur ich gebe Informationen an meine Kunden weiter, auch sie versorgen mich regelmäßig mit Input – ob ich will oder nicht. Letztens wurde mir über die Heilkräfte von warmem Zuckerbier berichtet sowie von einem 3.000 Euro teuren Nagelpilz.
Heute hatte ich einen Kunden, der offenbar Monteur auf der Durchreise war. Mit brandenburgischem Akzent ließ er mich wissen, dass er normalerweise gar nicht so krank wird wie in diesem Jahr, weil er in der kalten Jahreszeit viel warmes Bier mit Zucker trinke. Das würde quasi alle Viren abtöten. Warmes Zuckerbier? Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das schmeckt!
Bis ich zu meinem vor Urzeiten gekochten Kaffee zurückkehren konnte, war der jedenfalls kalt, und mein Appetit kurz vor der Nulllinie, nach folgendem Dialog mit einem ca. 80 Jahre alten Kunden:
„Ich gebe Ihnen hier noch eine Probe der XY Nachtcreme mit. Die kann Ihre Frau mal ausprobieren.“
„Oh, die ist gut. Von der hatte ich schon mal eine, die benutze ich aber selbst. Wissen Sie, wenn ich lange im Garten arbeite und schwitze, bekomme ich hier in der Leistengegend immer ganz rote Stellen. Die jucken dann immer so stark, dass ich mich wund kratze. Wenn ich aber die Creme nach dem Duschen draufschmiere, geht das ganz schnell wieder weg.“
Zu. Viel. Information. Meine Kollegin Sandra benutzt diese Nachtcreme auch und war nach meinem Bericht entsetzt. „Na toll! Jetzt muss ich da jeden Abend dran denken, wenn ich mich eincreme. Vielen Dank!“ Oh Mann …
Später kam ein weiterer Pharmareferent, um uns von den Produkten seiner Firma zu überzeugen. Während er an der Seite wartete, bis sich jemand um ihn kümmern konnte, hatte ich eine Kundin mit sehr hartnäckigem Nagelpilz in der Beratung.
Sie erzählte in aller Ausführlichkeit, wie viele Jahre sie bereits mit den beiden Nägeln zu tun und was der Hautarzt ihr schon alles an Therapien angedeihen lassen hat, die alle nichts bewirkt haben. Verschiedene Lacke und Laserbehandlungen habe sie bereits ausprobiert, an ihren Zehen wüchsen die „Wohlstandsnägel“ von Hautarzt Dr. Müller, da sie bereits über 3.000 Euro reininvestiert habe.
Kurz bevor ich die Amputation vorschlagen konnte, mischte sich der wartende Vertreter aus der Pharmabranche ein. Doch nicht etwa, weil er helfen wollte, sondern weil er SELBST ebenfalls solche Hautarztwohlstandsnägel hat, wenn auch nicht ganz auf die investierte Summe unserer Kundin kam.
Die beiden plauderten nun sehr nett über ihre erfolglosen Versuche und ich fragte mich, ob nicht vielleicht DOCH heimlich Samstag ist, denn dieser Tag ist ja an sich prädestiniert für seltsame Kundschaft. Egal, Hauptsache ich hab wieder was bühnenreifes zu erzählen ;-)
Bildquelle (Außenseite): Maria Eklund, flickr