Die letzte Klausur ist geschrieben. Nun heißt es durchatmen. Andere Sachen machen, ganz ohne schlechtes Gewissen (weil Lernzeit verloren geht). Das Gefühl, etwas abgeschlossen zu haben und voran zu kommen.
Aber irgendwie war das alles auch schon mal stärker – die Emotionen um die Prüfungsphasen herum sind allgemein abgeflacht: weniger Anspannung vorher, aber auch weniger Erleichterung nachher. Neu hinzugekommen ist eine leicht wehmütige Stimmung darüber, dass die Zeit vergeht wie nie zuvor. Der überraschte Gedanke „Kommilitone XY gibt's ja auch noch“ heute früh, als sich alle Studenten für die Klausur vor dem Vorlesungsraum versammelten. Eine Idee, leise im Hinterkopf: „Krass, bald sieht man sich nicht mehr so leicht. Die Leute, die du nach der Uni nicht verlieren willst, die musst du nächstes Semester auf jeden Fall öfter sehen."
Wir werden immer größer
Entgegen der Aufbruchstimmung, die in den ersten Semestern herrschte, vor dem Physikum, als vieles weit entfernt schien – die Klinik, die Aussicht, wirklich selbst mal Arzt zu sein – wird uns nun immer mehr bewusst, dass wir uns mit großen Schritten dem Ende des Studiums nähern. Eine Famulatur im Ausland, eine Doktorarbeit, die Wanderung einmal über die Alpen oder auch die Radtour nach Spanien, ein Auslandssemester – die Projekte, die nicht bald angegangen werden, werden vielleicht nicht mehr ins Studium passen.
Oh weh!
Erstmal im Arbeitsleben stehen – dann wird es schwieriger, sich die Freiheiten, die uns jetzt noch fast selbstverständlich erscheinen, auch zu nehmen. Die Möglichkeiten, die sich unserer Generation „sorglose Studenten mit ziemlich sicherer Zukunft“ so zahlreich bieten, dass es mir zwischendurch fast ein bisschen ungehörig erscheint, sie alle zu nutzen. Unmöglich wird es nicht sein, aber mehr Mut wird dazugehören, einen festen Job aufzugeben für ein anderes Vorhaben, für das Urlaubstage nicht ausreichen.
Ein Pakt mit unserem zukünftigen Selbst
Mit Freundinnen komme ich ins Philosophieren. Wir haben große Pläne, wollen keinen Job akzeptieren, der uns nicht begeistert, uns nicht beeindrucken lassen von Gehalt oder Positionen, nur uns selbst, unserem Gewissen und unseren Idealen verpflichtet sein. Unbeeindruckt von Status oder Geld.
Wer weiß, was die Zukunft für uns bereit halten wird. Sind unsere Gedanken naiv? Ich glaube nicht. Ich glaube, wenn wir uns allesamt öfter die Frage nach den Träumen unseres jüngeren Ichs stellen würden, wäre unsere Gesellschaft anders. Vielleicht jeder für sich ein bisschen zufriedener.
Doch Schluss mit zu vielen Zukunftsgedanken. Jetzt erstmal unseren kleinen Triumph darüber feiern, dass wir nun schon seit neun Semestern studieren und immer routinierter durch die Klausurenphasen gehen. Und vor allem, dass uns die Semesterferien bevorstehen. Was für ein Luxus, dieses Hier und Jetzt! Zum Blog geht es hier.