Experten plädieren dafür, drei von vier Kliniken in Deutschland zu schließen. Statt 1.600 kleiner soll es 330 große Krankenhäuser mit modernster Ausstattung geben. Denn: Kliniken arbeiteten weder wirtschaftlich noch im Sinne des Patienten. Der Vorschlag stößt auf Kritik.
Deutschland hat zu viele kleine Krankenhäuser, die dem Patienten zu wenig bieten, kritisieren Forscher der Nationalen Akademie für Wissenschaften. Viel effizienter als die 1.600 allgemeinen Krankenhäuser, die es im Moment gibt, seien 330 Großkliniken, erklären sie in ihrem Diskussionspapier „Zum Verhältnis von Medizin und Ökonomie im deutschen Gesundheitssystem“. Dabei orientieren sich die Wissenschaftler am dänischen Modell mit einem Krankenhaus pro 250.000 Einwohner. Das deutsche Gesundheitssystem kostet viel Geld. In Deutschland waren es 2015 rund 11 % vom BIP, die für Leistungen im Gesundheitswesen beansprucht wurden. Dieser Wert liegt deutlich über dem der durchschnittlichen OECD-Quote von 9%. Die Autoren betonen, wie wichtig Fortschritte in der Medizin sind sowie ein Gesundheitssystem, das allen zugänglich ist. Sie stellen zur Diskussion, ob die Ressourcen mit Blick auf die Qualität der medizinischen Versorgung im internationalen Vergleich gut eingesetzt sind.
Die Schrift umfasst acht Thesen zur Weiterentwicklung zum Wohle der Patienten und der Gesellschaft. Als Ausgangssituation vergleichen die Autoren das Gesundheitssystem in Deutschland mit dem Dänemarks: „Die dänische Krankenhausstruktur ist das Resultat einer landesweit abgestimmten Reform, die für rund 1.000 Euro pro Kopf der Bevölkerung viele kleinere ältere Krankenhäuser durch wenige neue ersetzt hat.“ Dass sie mit ihren Forderungen auf Widerstand stoßen, ist den Wissenschaftlern bewusst: „Die in Deutschland überproportional hohe Zahl von oft schlecht ausgestatteten Krankenhäusern trifft auf rechtliche Rahmenbedingungen, die die Schließung einzelner Häuser erschweren, ja fast unmöglich machen. Nicht zuletzt ist der Eingriff in die vorhandenen Krankenhausstrukturen politisch unattraktiv: beispielsweise werden mögliche Schließungen aufgrund von Widerständen vor Ort oft nicht durchgeführt.“ In der Tat stoßen diese radiken Ideen auf Kritik: „Die Vorschläge haben nichts mit der Versorgungswirklichkeit zu tun“, zitierte Spiegel Online den Sprecher der Deutschen Krankenhausgesellschaft. Die momentane gesundheitliche Versorgung sei hochwertig, mit einer Reform würde man auch nicht mehr einsparen als jetzt. Das vollständige Diskussionspapier finden Sie hier.