Naturheilkunde – Mythos oder Realität? Medicus curat, natura sanat – Der Arzt behandelt, die Natur heilt. Bereits 460 v. Chr. wurde der Begriff Naturheilkunde durch den griechischen Arzt Hippokrates verwendet.
Naturheilkunde – Mythos oder Realität?
Medicus curat, natura sanat – Der Arzt behandelt, die Natur heilt. Bereits 460 v. Chr. wurde der Begriff Naturheilkunde durch den griechischen Arzt Hippokrates verwendet. Die Naturheilkunde umfasst ein sehr breites Spektrum an verschiedensten Behandlungsmöglichkeiten, darunter Homöopathie, Akupunktur, Massagen aber auch traditionelle chinesische Medizin und Phytotherapie.
Phytotherapie, die Heilkraft der Natur Mehr und mehr Menschen vertrauen auf die Heilkraft der Natur und wenden sich von der klassischen Medizin ab, gerade wenn es um leichte Beschwerden geht, wie etwa Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Laut einer Studie auf statista.de legten im Jahr 2016 ganze 22,2 Millionen Deutsche ab 14 Jahre großen Wert auf Naturheilmittel und schonende Medikamente. In der Naturheilkunde wird auf den Einsatz von Medikamenten und auf chirurgische Eingriffe verzichtet, beziehungsweise wird versucht, diese zu minimieren. Im Gegensatz zu Arzneimitteln, die auf gewisse Körperorgane wirken und Symptome eher unterdrücken als heilen, behandelt Naturheilkunde Körper, Geist und Seele als Einheit. Das Einbeziehen der Elemente spielt eine große Rolle; Pfarrer und Wissenschaftler Sebastian Kneipp fasst diese Elemente in 5 Säulen zusammen: Wasser, Licht, Ernährung, Luft und Bewegung.
Die 5 Säulen der Gesundheit Laut Sebastian Kneipp sind Luft, Wasser, Licht, Ernährung und Bewegung das A und O für eine ganzheitliche Gesundheit. Luft ist ein essenzielles Element, denn Luft bedeutet Sauerstoff. Sauerstoff bedeutet Atmen und Atmen bedeutet Leben. Häufiges Lüften von Räumen und Spaziergänge im Freien sind elementar. Beim Element Wasser ist eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme für die Anregung der Durchblutung und Stimulierung des Stoffwechsels entscheidend. Auch Baden im Freien oder Wechselduschen werden empfohlen. Ähnlich wie bei der ayurvedischen Lehre spielt auch in der Naturheilkunde das Licht eine wichtige Rolle. Empfohlen werden Sport und Spaziergänge im Freien, dazu Tageslichtbeleuchtungen, sowohl zuhause als auch im Büro. Sonne soll regenerierend wirken und Vitamin D spenden. Darüber hinaus wird Lichttherapie oft bei Hauterkrankungen wie Akne oder Neurodermitis angewendet. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung sowie das langsame Genießen der Mahlzeiten stärken Körper und Geist. Hier gelten simple Regeln: eine vollwertige Ernährung mit Gemüse, Obst, Getreide, Milchprodukten und etwas Fleisch und Fisch und alles im rechten Maß. Auch Soulfood ist nicht nur gesund, sondern wirkt positiv auf die Nerven und die Psyche, darunter zum Beispiel Datteln, Mandeln, Aprikosen, Kakao und Zitrone. Letztlich ist auch regelmäßige Bewegung sehr wichtig für das Wohlbefinden und die Psyche. Hier hilft schon ein kleiner Spaziergang, eine Wanderung, Tanzen oder auch simple Yogaübungen. Nur wenn diese fünf Elemente verbunden werden, so heißt es, sind Körper, Geist und Seele stark und können als Einheit eine ganzheitliche Gesundheit gewährleisten.
„Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen“ So ein altes Sprichwort. In der Phytotherapie werden natürliche Hausmittel bevorzugt und es wird auf sogenannte Heilpflanzen – in Form von Extrakten, Tee oder ätherischen Ölen – zurückgegriffen. Diese Heilpflanzen sollen die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren.
Heilpflanzen für den Darm Bei Magen-Darm-Beschwerden, wie etwa leichtem Durchfall, Blähungen oder Verdauungsbeschwerden, werden oft Kamille, Kümmel, Salbei oder Anis in Kombination mit Fenchel und Kümmel empfohlen, üblicherweise in Form eines Tees. Auch Brombeerblätter und Eichenrinde sollen dank ihres hohen Gerbstoffgehaltes gegen leichten Durchfall helfen können. Artischocken und Curcuma wirken positiv auf den Gallenfluss. Bei Verstopfungen wird oft auf Aloe Vera, Flohsamen, Leinsamen und Faulbaumrinde verwiesen. Pfefferminze, Rosmarin und Zimt sollen krampflösend wirken, Melisse, Lavendel und Fenchel den Darm beruhigen.
Heilpflanzen für die Haut Gegen gereizte Haut wirken entzündungshemmende und beruhigende Heilpflanzen, wie etwa Gewürznelken, Hamamelis, Aloe Vera, Arnika oder Spitzwegerich. Aloe Vera wirkt antioxidativ und enthält außerdem hautpflegende Substanzen. Gegen Hautentzündungen sollen Bockshornkleesamen hilfreich sein, so auch Kamille, Teebaumöl und Ringelblume. Bei Entzündungen im Mundbereich werden Salbei, Ratanhia und Myrrhe empfohlen.
Heilpflanzen für die Nerven Gegen Stress, Unruhe und Konzentrationsbeschwerden sollen Ginseng, Ginkgo, Lavendelöl und Hopfenzapfen helfen. Gegen geistige Ermüdung kann man Mate und Kalmus einnehmen, da diese eine anregende Wirkung auf Körper und Geist haben. Auch Rosmarin, grüner Tee, Guaraná und Brennnesseln sollen die Gedächtnisleistung stärken und so die Konzentration fördern können.
Heilpflanzen für das Immunsystem Bei Erkältungsbeschwerden ist die Taigawurzel ein probates Mittel. Taigawurzel stammt aus Russland, sie wächst aber auch in Korea, China und Japan. Während der Olympiade 1984 wurde den Sportlern Taigawurzel gegeben, um ihre sportliche Leistung zu stärken. Taigawurzel kann in Form von Tee, Pulver, Kapseln und Tropfen eingenommen werden. Auch ätherische Öle sollen gegen ein schwaches Immunsystem hilfreich sein, zum Beispiel sollen Eibisch und Bibernelle Schnupfen und Husten lindern können. Auch Eukalyptusblätter, Pfefferminze und Isländisches Moos befreien die Atemwege. Zwiebeln, Pilze, Knoblauch, Gelbwurzel und Ingwer sind ebenfalls beliebte, natürliche Mittel bei Erkältungen und helfen, Infektionen zu bekämpfen.
Mögliche Risiken und Nebenwirkungen Zwar werden von manchen Naturheilmitteln aus Pflanzen den Pharmazeutika vorgezogen, da sie teils milder wirken, verträglicher sind und weniger Nebenwirkungen mit sich bringen. Aber ihre Wirkung sollte keinesfalls unterschätzt werden, denn auch pflanzliche Inhaltsstoffe sind mit Wirkungen und eben auch Nebenwirkungen gekoppelt. Dabei spielen die Art der Einnahme und die Dosierung eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund sollte Selbstmedikation auch bei Naturheilmitteln gänzlich vermieden werden. Die fachkundige Beratung ist nicht zu ersetzen. Ansprechpartner können hier zum Beispiel mit Phytopharmaka erfahrene Ärzte, Homöopathen, Apotheker oder auch Heilpraktiker sein. Im Falle einer ernsten Erkrankung ist immer die Meinung eines Facharztes einzuholen.